Gentechnisch verändertes Soja ist Argentiniens Exportgut Nummer eins. Zu einem hohen Preis: Die Menschen in den Anbauregionen leiden an Hirntumoren, Leukämien und anderen bösartigen Krebserkrankungen. Millionen Liter Pestizide landen jedes Jahr auf den Soja-Feldern. 300 Millionen Liter – allein im letzten Jahr. Laut einem Bericht des Gesundheitsministeriums von Cordoba hat sich die Todesrate aufgrund von Krebserkrankungen in Regionen, in denen GMO angepflanzt wird und massive Agro-Chemie zum Einsatz kommt, verdoppelt. Doch Regierung und Industrie weigern sich, Konsequenzen zu ziehen. (Netzfrauen, 11.12.14)

 

 

Quelle: Netzfrauen, 11.12.14
http://netzfrauen.org/2014/12/11/gmo-argentinien-hirntumoren-leukaemien-cancer-death-rates-now-doubled-argentinas-gmo-agribusiness-areas/

GMO-Argentinien – Hirntumore, Leukämien… – Cancer Death Rates Now Doubled In Argentina’s GMO Agribusiness Areas

Gentechnisch verändertes Soja ist Argentiniens Exportgut Nummer eins, zu einem hohen Preis: Die Menschen in den Anbauregionen leiden an Hirntumoren, Leukämien und anderen bösartigen Krebserkrankungen. Schuld haben sollen die Millionen Liter Pestizide, die jedes Jahr auf den Soja-Feldern landen. 300 Millionen Liter Pestizide – allein im letzten Jahr.

In den letzten Jahren haben eine Reihe von Ländern GVO und die Pestizide, die zusammen mit ihnen verwendet werden, komplett verboten – und dazu haben sie einen Grund. Zunehmend mehr Daten weisen auf einen Zusammenhang zwischen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und GMOs bzw. Pestiziden hin.

El Salvador und Sri Lanka verbieten Monsantos Roundup – tödlich endende Nierenerkrankungen!

In den letzten zwei Jahren hatte das Center for Public Integrity untersucht, wie eine seltene Art von chronischer Nierenerkrankung (CKD) Tausende von Landarbeitern entlang der Pazifikküste in Mittelamerika tötete. Zu der Zeit konnten die Wissenschaftler in Sri Lanka und Indien die Ursache für die Krankheit endgültig nachweisen, Anzeichen dafür waren schon vorher vorhanden. Es zeigte sich, dass giftige Schwermetalle in Pestiziden, als potenzielle Ursache in Frage kamen. Eine veröffentlichte Studie zeigt, dass Glyphosat die häufigste Ursache für eine wachsende Epidemie von Nierenkrankheiten ist. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Glyphosat die Aufnahme von Schwermetallen in den Nieren erhöht, die Folge daraus sind chronische Nierenprobleme. [Lesen Sie dazu: Nach El Salvador verbietet Sri Lanka Monsantos Roundup – tödlich endende Nierenerkrankungen!]

Argentinien – Wie Gensoja krank macht

Bei einem Besuch in den Anbaugebieten von Gensoja in Argentinien zeigt sich: Viele in der Bevölkerung leiden an Hirntumoren, Leukämien und anderen bösartigen Krebserkrankungen. Derweil streiten die Behörden einen Zusammenhang mit den Pestiziden ab. Eine Spurensuche vor Ort zeigt die B5 Reportage von Moritz Pompl.

Nahezu 100 Prozent des Sojas sind gentechnisch verändert und werden unter anderem mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat behandelt. Die Bauern sprühen mit Traktoren oder sie lassen sprühen, vom Flugzeug aus. Ein altes US-Flugzeug dient dem Piloten als Sprühmaschine für Pestizide auf den Gensojafeldern. BR-Reporter Moritz Pompl war an Bord der wackeligen Maschine, die im Sommer fast täglich abhebt mit ihrer giftigen Fracht. Der Chemie-Einsatz steigt dabei jedes Jahr, sagt selbst Pilot Marcelo De Dios. Allein letztes Jahr sollen die Argentinischen Bauern rund 300 Millionen Liter Pestizide auf den Soja-Plantagen versprüht haben. [Dazu auch: Argentinien – Wie Gensoja krank macht]

Doppelte Krebsrate in den GMO-Anbaugebieten Argentiniens

Original: Cancer Death Rates Now Doubled In Argentina’s GMO Agribusiness Areas

Zunehmend mehr Daten weisen auf einen Zusammenhang zwischen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und GMOs bzw. Pestiziden hin, wie ein aktueller Bericht des Gesundheitsministeriums von Cordoba, Argentinien, erneut belegt. Man hat herausgefunden, dass es dort, wo die Ernte massiv behandelt wird, zu einem enormen Anstieg der Krebsrate bei den Menschen der umliegenden Gemeinden kommt.

Laut dem Bericht hat sich die Todesrate aufgrund von Krebserkrankungen in Regionen, in denen GMO angepflanzt und massive Agro-Chemie zum Einsatz kommt, verdoppelt. Das ist nicht wirklich überraschend, wenn man weiß, dass zahlreiche Studien diese mit Krebs und anderen Gesundheitsbeeinträchtigungen in Verbindung bringen.

Die höchste Todesrate hatte die „Pampa Gringa“, ein großer Landstrich in der Region Cordoba, aufzuweisen. Dort werden nicht nur die meisten GMO-Saaten ausgebracht sondern auch die meisten Pestizide verwendet. Die Krebsraten hier und in anderen Gegenden der Region liegen weit über dem nationalen Durchschnitt.

Lt. GM Watch: „Nach internationalem Standard werden die Toten pro 100.000 Einwohner gezählt. Der Durchschnitt in den Provinzen liegt bei 158 Toten auf 100.000 Einwohner, in der Hauptstadt Cordobas liegt die Rate bei 134,8. Aber in vier Bezirken gehen die Zahlen weit darüber hinaus: Marcos Juárez (229.8), Presidente Roque Sáenz Peña (228.4), Union (217.4) und San Justo (216.8). Diese Gebiete werden als „Pampa Gringa“ bezeichnet, dem symbolischen Namen für die Landwirtschaft in Cordoba.

Experten der Region weisen immer wieder darauf hin, dass es sich hier nicht um einen Zufall handeln kann.

„Es gibt Belege für hochgradige genetische Schäden bei der Bevölkerung von Marcos Juarez, die als Folge unbeabsichtigter Belastung mit Pestiziden entstanden sein können“, sagt Fernando Manas, PhD an der National University von Rio Cuarto.

GM Watch weist darauf hin, dass die Forscher von Rio Cuarto, mögliche gesundheitliche Folgen für die Menschen aus Cordoba bereits seit Jahren untersuchen. In 15 wissenschaftlichen Publikationen hat es sich bestätigt, dass jeder, der Pestiziden ausgesetzt ist, mit genetischen Schäden rechnen müsse und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung steige. Andere Studien bestätigten das. Fernando Manas erinnerte daran, dass im Bezirk Marcos Juarez bereits Glyphosat und AMPA, ein daraus abgewandeltes Produkt, in Seen, in der Erde und im Regenwasser vorkommen.

Das alles ist nichts Neues, die Giftigkeit von Pestiziden ist schon sehr lange bekannt.

Regierung und Industrie weigern sich, Konsequenzen zu ziehen

Ökologen, Forscher und Ärzte der Region sind aufgrund der Verzögerungen und der mangelnden Bereitschaft zu handeln, äußerst unzufrieden mit der Regierung.

Dazu sagt Dr. Medardo Avila Vazquez von der University Network for Environment and Health (Reduas): „Worüber wir bereits seit Jahren klagen, wurde erneut bestätigt, insbesondere was die Ärzte über die, durch die industrielle Landwirtschaft belasteten Städte und Bezirke sagen. Krebsfälle vervielfältigen sich überall dort, wo Pestizide massiv zum Einsatz kommen, wie nie zuvor.

Damian Verzeñassi, Arzt und Professor für soziale und ökologische Gesundheit an der Fakultät für Medizinische Wissenschaften in Rosario bestätigt das: „Die Studie von Cordoba deckt sich mit den Untersuchungen, die wir in 18 Bezirken mit industrieller Landwirtschaft durchgeführt haben. Die Krebserkrankungen sind überall dramatisch in die Höhe gegangen.“

Er ist über das Versagen von Regierung und Industrie, Präventivmaßnahmen zu ergreifen, äußerst verärgert. „Sie fordern immer wieder neue Studien für etwas, was längst nachgewiesen ist, ergreifen aber keine Maßnahmen, die Bevölkerung zu schützen. Es gibt mehr als genug Belege, dass das landwirtschaftliche Modell gesundheitliche Konsequenzen nach sich zieht. Wir sprechen hier über ein Produktionsmodell, das ein gravierendes Gesundheitsproblem darstellt.“

Die offizielle Publikation ist in Buchform unter dem Titel „Report on cancer in Cordoba 2004-2009” erhältlich. Sie wurde seitens der Behörde für Tumor-Registrierung in der Provinz sowie der Statistik-Abteilung herausgegeben. Durch Martin Alonso und Francisco Fortuna, den Leitern des Krebs-Instituts der Provinz, wurde sie auch an die Legislative weitergegeben.