Aktuell läuft das Vernehmlassungsverfahren zum Vorschlag des Bundesrates, wie er die neuen gentechnischen Verfahren (NGV) regulieren will. Eine vom Verein für gentechfreie Lebensmittel in Auftrag gegebene Umfrage zeigt nun aktuell die nach wie vor kritische Haltung der Bevölkerung gegenüber gentechnisch veränderten Lebensmitteln auf.
Falls Pflanzen aus NGV in der Schweiz zugelassen werden, dann wünscht sich eine klare Mehrheit der Bevölkerung, dass deren Zulassungen von verschiedenen Regulierungen flankiert werden. 91 Prozent der vom Forschungsinstitut Sotomo Befragten sprechen sich klar oder eher klar für eine Risikoprüfung vor der Zulassung jeder einzelnen Pflanzensorte aus. 90 Prozent befürworten eine Kennzeichnungspflicht entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
78 Prozent wünschen sich zudem Massnahmen zum Erhalt von gentechnikfreien Landwirtschaftsbetrieben, beispielsweise mit Regeln betreffend Mindestabstand zwischen Feldern mit und ohne Gentechnik.
61 Prozent der Befragten äusserten sich kritisch gegenüber dem Vorbreschen von Detailhändlern, namentlich Coop und Migros, und Bauernvertretern, die sich in jüngster Zeit für erleichterte Zulassungsbestimmungen für Pflanzen aus neuer Gentechnik ausgesprochen hatten. Dabei fällt bei dieser Frage der relativ grosse Unterschied zwischen den Geschlechtern auf. 68 % der Frauen äussern sich kritisch, bei den Männern sind es 53%.
74 Prozent der Befragten sprechen sich dagegen aus, dass Lebensmitteln aus neuer Gentechnik zukünftig ins Sortiment der Detailhändler ohne Kennzeichnung aufgenommen werden. Bei einer entsprechenden Kennzeichnung könnten sich immerhin 49 % mit Produkten in den Regalen der Lebensmittelhändler einverstanden erklären. Allerdings könnten sich lediglich 28 Prozent der Befragten vorstellen, Lebensmittel aus NGV auch zu kaufen.
Die Umfrage zeigte auch, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die unterschiedlichen Akteure beim Thema Gentechnik bedenklich niedrig ist. Lediglich 4 Prozent der Befragten vertrauen beispielsweise den Detailhändlern, 6 Prozent den Medien und 14 Prozent dem Bundesrat. Hingegen vertrauen 43 Prozent den Konsumentenschutzorganisationen, und erstaunliche (und auch etwas widersprüchliche) 61 Prozent, Universitäten, resp. Forschungsinstituten. Lediglich 41 Prozent befürworten den Vorschlag des Bundesrates, NGV getrennt von der klassischen Gentechnik zu regulieren und ab 2027 bestimmte Pflanzen aus solchen Verfahren zuzulassen. 51 Prozent sind dagegen, 8 Prozent haben noch sich noch keine Meinung dazu gebildet.
Bei den Argumenten für eine Zulassung von NGV erhielten „resistentere Nutzpflanzen“ (53 %) und „ertragreichere Sorten“ (52 %) die höchste Zustimmung, bei den Argumenten gegen eine Zulassung von NGV „Risiken zu wenig bekannt“ (62 %), „Abhängigkeit von Agrarkonzernen“ (60%) und „Unkontrollierte Verbreitung“ (54 %) die höchste Zustimmung.
Wenig überraschend geben denn auch 59 % der Befragten an, dass sie der vom Verein für gentechfreie Lebensmittel lancierten Volksinitiative zustimmen würden, lediglich 32 % sprechen sich gegen die Ziele der Initiative aus, 9 % haben sich noch keine Meinung gebildet. Am grössten ist die Zustimmung unter Anhängerinnen und Anhängern der Grünen (82% Ja oder eher ja), am tiefsten bei der FDP (40%).
Die Zustimmungswerte zur Initiative für gentechfreie Lebensmittel sind deckungsgleich mit der Haltung zur Verlängerung des Gentechnik Moratoriums über das Jahr 2015 hinaus, die bei der Umfrage ebenfalls abgefragt wurde.
Die repräsentative Befragung wurde zwischen dem 30. Januar und dem 10. Februar 2025 durchgeführt.