Gentechnologie birgt Risiken für Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. Die wichtigsten Gefahren sind unklare Langzeitfolgen für Mensch und Natur. Viele dieser Risiken sind noch immer nicht abschliessend erforscht und werden seit dem Aufkommen der neuen Gentechnik sehr kontrovers diskutiert.
Auskreuzung
Bei der Freisetzung von gentechnisch veränderten (GV) Pflanzen besteht die Gefahr der Auskreuzung: Gentechnisch veränderte Pflanzen können sich mit Wildpflanzen oder konventionellen Sorten vermischen, was zu unkontrollierbaren Veränderungen in Ökosystemen führen kann.
Erhöhter Einsatz von Spritzmitteln
Der Anbau herbizidresistenter GV-Pflanzen führt häufig zu einem erhöhten Einsatz von Spritzmitteln, insbesondere des weit verbreiteten Glyphosats. Der Einsatz von Pestiziden kann das Bodenleben, die Artenvielfalt und nützliche Insekten schädigen. Wie Gentechnik und Herbizide auf die Genexpression und der Stoffwechsel der Pflanze auswirken, hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderen von den Umweltfaktoren, den Unterschieden im genetischen Hintergrund der Pflanzen oder von der Art wie die Herbizide ausgebracht werden (z. B. in Kombination mit anderen Komplementärherbiziden). Dazu fehlen jedoch Felddaten, die realistische landwirtschaftliche Praktiken abbilden – z. B. Kombinationen, verschiedene Dosierungen und Wiederholungen von Spritzungen etwa mit den verwendeten Komplementärherbiziden. Zudem werden meistens nur einzelne GV-Sorten getestet, sodass Aussagen über Unterschiede in den Auswirkungen bei unterschiedlicher genetischer Hintergründe nicht möglich sind.
Entstehung von Superunkräutern
Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen mit Herbizidresistenz, insbesondere gegen Glyphosat, kann zudem zur Entstehung sogenannter „Superunkräuter“ führen. Ein prominentes Beispiel ist Amaranthus palmeri, auch bekannt als Palmer-Amaranth. Diese Pflanze hat sich in den USA zu einem bedeutenden landwirtschaftlichen Problem entwickelt, da sie gegen mehrere Herbizide resistent ist. Der Mechanismus der Glyphosatresistenz wurde auch in europäischen Populationen von A. palmeri nachgewiesen, was die globale Verbreitung und das Risiko der Resistenzbildung unterstreicht. Die Entstehung solcher Superunkräuter stellt eine erhebliche Herausforderung für die Landwirtschaft dar, da sie die Wirksamkeit von Herbiziden verringert und zu erhöhtem Einsatz von Chemikalien führt. Dies kann nicht nur ökologische, sondern auch gesundheitliche Risiken bergen.
Monokulturen und Vielfalt
Meist werden GV-Pflanzen in Monokulturen angebaut. Gentechnik fördert diesen einseitigen grossflächigen Anbau von Sorten mit geringer genetischer Variabilität. Monokulturen beschleunigen den Verlust der Sorten- und der Artenvielfalt. Sie erhöhen zudem die Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten.
Aggressive Anwendungen (Gene Drives)
Aggressive Anwendungen der neuen Gentechnik erzeugen bisher unbekannte Risiken. Mit der gentechnischen Kettenreaktion Gene Drives lassen sich bestimmte Gene in einer Population deutlich schneller und gezielter verbreiten, als es durch natürliche Vererbung möglich wäre. Sie werden vor allem zur Bekämpfung invasiver Arten oder krankheitsübertragender Insekten wie Mücken diskutiert. Doch ihre Anwendung birgt erhebliche ökologische Risiken: Ein einmal in freier Wildbahn freigesetzter Gene Drive kann sich unkontrolliert ausbreiten und ganze Populationen verändern oder auslöschen. Dies könnte tiefgreifende Auswirkungen auf komplexe Ökosysteme haben, etwa durch das Verschwinden von Arten, die als Nahrungsquelle oder Bestäuber eine Schlüsselrolle einnehmen. Auch unbeabsichtigte genetische Veränderungen durch Mutationen oder Kreuzungen mit verwandten Arten sind möglich – mit unvorhersehbaren Folgen für die biologische Vielfalt. Einmal freigesetzt, lässt sich ein Gene Drive in der Natur kaum mehr zurückholen. Wissenschaftler:innen fordern deshalb ein globales Moratorium für den Freisetzungsversuch solcher Systeme, solange Risiken und Kontrollmechanismen nicht vollständig geklärt sind.
Jeder gentechnische Eingriff birgt Risiken. Neue Gentechnikverfahren (NGT) wie CRISPR/Cas, gelten zwar als präziser als klassische Gentechnik, doch gesundheitliche Risiken können auch hier nicht ausgeschlossen werden. Denn viele der möglichen Auswirkungen auf Mensch und Tier sind bislang unzureichend erforscht. Produkte der Gentechnik sollten daher nur unter strenger wissenschaftlicher Prüfung und transparenter Risikobewertung zugelassen werden. Die wichtigsten Risiken, die mit der Anwendung der Gentechnik in Lebens- und Futtermitteln verbunden sein können, sind:
Unbeabsichtigte genetische Veränderungen
Gentechnik kann unbeabsichtigte Veränderungen an verschiedenen Stellen im Erbgut verursachen. Solche Veränderungen können die Genregulation stören oder die Entstehung neuer, veränderter, möglicherweise gesundheitsschädlicher Proteine begünstigen. Diese Veränderungen bleiben häufig unentdeckt, da sie oft ausserhalb der gezielten Eingriffsstellen auftreten und systematische Untersuchungen fehlen.
Veränderte Pflanzeninhaltsstoffe
Gentechnische Eingriffe können die Zusammensetzung von Pflanzen auf unvorhersehbare Weise verändern. Es können neue Stoffwechselprodukte entstehen, darunter auch solche mit toxischen oder allergenen Eigenschaften. Ohne gezielte Analysen könnten solche Veränderungen übersehen werden, was eine gesundheitliche Gefährdung durch Lebensmittel aus NGT-Pflanzen nicht ausschliesst.
Kombinierte Effekte bei mehrfach veränderten Pflanzen
Wenn mehrere gentechnische Veränderungen in einer Pflanze kombiniert werden – sogenannte „stacked events“ – können neue Wechselwirkungen auftreten. Diese kombinatorischen Effekte sind kaum untersucht, können aber Auswirkungen auf den Stoffwechsel der Pflanze und letztlich auf die Gesundheit von Mensch und Tier haben. Insbesondere wenn solche Pflanzen regelmässig verzehrt werden, sind Wechselwirkungen mit anderen Lebensmittelinhaltsstoffen oder physiologischen Prozessen nicht auszuschliessen.
Fehlende Langzeitstudien und Sicherheitsdaten
Unabhängige Langzeitstudien zu Lebens- und Futtermitteln aus NGT fehlen bislang. Erste Hinweise aus Untersuchungen mit älteren GV-Pflanzen deuten jedoch auf Zusammenhänge mit erhöhter Sterblichkeit, Organveränderungen oder negativen Effekten auf das Körpergewicht hin. Diese Ergebnisse zeigen den dringenden Bedarf an systematischer, langfristiger und unabhängiger Forschung. Auch zu Gesundheitsrisiken beim dauerhaften Verzehr gentechnisch veränderter Pflanzen gibt es kaum unabhängige Untersuchungen. Dabei entstehen Risiken oft durch die Art der gentechnischen Eingriffe. Häufig wird das Erbgut mehrfach verändert, z. B. bei herbizidresistentem Mais, der zusätzlich das Insektizid Bt-Protein Cry1F produziert. Dieses wirkt toxisch auf Insekten wie den Maiszünsler – könnte jedoch auch das Immunsystem von Mensch und Tier beeinflussen.
Einfluss auf die Darmflora – indirekte Effekte durch Herbizide
GV-Pflanzen sind zudem gegen bestimmte Herbizide resistent und werden damit intensiv behandelt. Die daraus resultierenden Rückstände in Lebens- und Futtermitteln weisen ein spezifisches Muster auf, das vor der Zulassung jedoch nicht ausreichend untersucht wird – ein klares Defizit in der Risikoprüfung.
Rückstände von Herbiziden wie Glyphosat oder Glufosinat, die in Kombination mit NGT-Pflanzen eingesetzt werden, können die Zusammensetzung der Darmflora verändern. Dieser Einfluss müsste dringend systematisch untersucht werden. Denn Mikroorganismen im Darm sind entscheidend für das Immunsystem, die Nährstoffaufnahme und viele andere Gesundheitsfunktionen. Ein gestörtes Mikrobiom steht im Zusammenhang mit einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen wie chronischen Entzündungen, Stoffwechselstörungen und einem geschwächten Immunsystem. Selbst die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA erkennt das Mikrobiom als entscheidenden Faktor in der Risikobewertung an.
Das Forschungsprojekt RAGES (2016–2019) analysierte die Risikobewertungspraxis der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA und stellte erhebliche Mängel fest, insbesondere bei herbizidresistenten GV-Pflanzen. Epidemiologische Hinweise aus Ländern wie Argentinien, in denen GV-Pflanzen intensiv mit Herbiziden behandelt werden, zeigen erhöhte Raten von Missbildungen, Fehlgeburten und Krebserkrankungen.
Besondere Defizite bestehen bei der Untersuchung unbeabsichtigter Auswirkungen gentechnischer Veränderungen auf Stoffwechselwege und die Bildung biologisch aktiver Substanzen. Diese könnten mit modernen "Omics"-Methoden wie Genomik, Metabolomik oder Proteomik analysiert werden. Solche Methoden ermöglichen die Analyse verschiedener Biomoleküle, wie DNA, RNA, Proteine und Metabolite, um biologische Prozesse besser zu verstehen, kommen jedoch in diesem Bereich bislang kaum zum Einsatz.
Landwirte, die gentechnikfreie Produkte herstellen, tragen das Risiko von Kontaminationen durch GV-Pflanzen, was zu wirtschaftlichen Schäden führt. Einerseits durch einen Preisverlust beim Verkauf bei einer Verunreinigung, andererseits durch die erhöhten Kosten durch Schutz- und Kontrollmassnahmen, die bei den Betrieben der Land- und Lebensmittelwirtschaft anfallen.
Die für die Gentechnikfreiheit notwendige Überwachung, Sicherheitsforschung und Regulierung verursacht hohe gesellschaftliche Kosten, die zu einem grossen Teil von der Allgemeinheit getragen werden müssen.
Gentechnik führt zu einer verstärkten Industrialisierung und Rationalisierung in der Landwirtschaft, was tendenziell zu Lasten der kleinen Betriebe geht und die Marktkonzentration in der Agrarwirtschaft verstärkt. Mehr dazu auch unter «Patente».
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