Gentechmikroben im Einsatz - auch auf dem Feld. Regulierungslücken und Graubereiche müssen gelöst werden. Bild: Shutterstock
Pilze und Mikroorganismen

Pilze und Mikroorganismen

Sowohl höhere Pilze (Makromyceten), wie etwa die als Speisepilze erhältlichen Champignons, als auch mikroskopisch kleine Pilze (Mikromyceten), wie zum Beispiel diverse Hefestämme, werden gentechnisch verändert.  

Speisepilze wurden in den USA so verändert, dass ihre Schnittfläche nicht braun wird, um sie länger lagern zu können. Die Pilze wurden von den US-Behörden ohne Risikoprüfung zur Vermarktung freigegeben. So wurden keine Daten über ungewollte Veränderungen des Erbguts erhoben. Auch wurden keine Untersuchungen verlangt, um zu überprüfen, inwieweit die Inhaltsstoffe der Pilze insgesamt verändert sind.

Nichtbräunende CRISPR-Pilze

Ziele: Mikroskopische Pilze (z. B. Hefestämme) und Bakterien werden häufig gentechnisch verändert, um in geschlossenen Fermentern bestimmte Zusatzstoffe (z.B. Vitamine, Süssstoffe, Proteine für Lebensmittelzusätze, Stoffe für Brot-, Bier- und Weinherstellung) oder Fleischersätze zu produzieren (sogenannte Fermenterprodukte).

Reinigung und Kennzeichnung: Da das Endprodukt anschliessend von den Herstellerorganismen gereinigt wird und keine GVO-Bestandteile enthalten dürfte, muss es nicht als GVO gekennzeichnet werden. Die Regulierungsbehörden vertrauen der Industrie und fordern sie auf, sich selbst zu kontrollieren.

Risiken und Sicherheit: Beim Reinigungsprozess können Fehler passieren und so können etwa gentechnisch veränderte Hefestämme in Lebensmittel und Umwelt gelangen. Mehrere Kontaminationsfälle wurden jedoch bereits entdeckt und zeigen, dass die Selbstkontrolle nicht wirksam ist, um Kontaminationen in der Lebensmittelkette zu verhindern. Die diesbezügliche Transparenz lässt zu wünschen übrig.

Während die Zahl der Vorhaben mit gentechnisch veränderten Hefestämmen wächst, fehlt es weitgehend an Untersuchungen zur Genauigkeit der Verfahren und des Reinigungsprozesses, zu Risiken oder Sicherheit dieser Organismen und zur Akzeptanz von gentechnisch veränderten Hefen bei Konsument:innen.

Eine der wenigen Studien in diesem Bereich stammt von der englischen Universität Saint Andrews. Dort haben Forschende die Genauigkeit von CRISPR geprüft und Hefen genauer untersucht, bei denen sie zuvor ein Gen ausgeschaltet hatten. Was sie dabei überraschend entdeckten: Die Hefe hatte Lachs-DNA in ihr Erbgut eingebaut. Diese DNA wird Hefen während des gentechnischen Eingriffs zugegeben, weil sie die Effizienz des Verfahrens steigert – ein Einbau ins Erbgut war nicht angestrebt.

Auch die Sicherheit der durch Hefestämme hergestellten Fermenterprodukte ist oft umstritten, vor allem wenn die verwendeten Hefepilze und/oder das entstandene Fermenterprodukt über keine Geschichte der sicheren Nutzung als menschliche Nahrungsmittel verfügen. Dies war zum Beispiel bei der Herstellung des Sojaproteins Leghämoglobin für Fleischersatzpatties des sogenannten Impossible Burger der Fall.

Gentech-Mikroben (Bakterien) kommen auch auf dem Feld zum Einsatz: als sogenannte Biologika. Der Sammelbegriff "Biologika" umfasst Biostimulanzien, Biodünger und biologische Pflanzenschutzmittel. Sie haben gemeinsam, dass sie aus Lebewesen oder aus Wirkstoffen von natürlichen Quellen bestehen. Mit den Biologika wollen die Konzerne ihre chemisch-synthetischen Portfolios ergänzen. Die Innovationen in diesem Bereich treiben sie mit dem Einsatz von neuer Gentechnik, Künstlicher Intelligenz, Nano- und RNAi-Technik voran. Biologika, bei denen Gentechnik zum Einsatz kommt sind im Bild orange markiert.

Mit dem sich rasant entwickelnden Forschungsbereich sind Regulierungslücken und Graubereiche entstanden, die einer genaueren Regulierung bedürfen, etwa bei der Pflanzenschutzmittelverordnung.

Neben Bakterien werden auch Viren gentechnisch verändert, etwa um die Eigenschaften von Nutzpflanzen direkt auf den Feldern manipulieren zu können. Diese möglichen Anwendungen gehen mit erheblichen Risiken für die Umwelt einher.

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