Die gentechnische Veränderung von Nutzpflanzen wird von ihren Befürwortern häufig als Fortsetzung des uralten Prozesses der Domestikation und der Kreuzungszüchtung angepriesen und als «neue Züchtungstechniken» propagiert. So versuchen sie die Öffentlichkeit für ihre Produkte zu gewinnen. Sie wünschen sich eine produktbasierte Regulierung: Pflanzen mit Eigenschaften, die auch in der Natur vorkommen oder durch klassische Züchtung erzeugt werden können, sollen künftig gar nicht mehr als «GVO» reguliert werden.
Wichtige Unterschiede
Doch zwischen den beiden Prozessen bestehen bedeutende Unterschiede: Allen voran in den biologischen und soziopolitischen Schritten (z. B. partizipative Prozesse, Anforderungen und Wünsche aus der Landwirtschaft in den Züchtungsprozess einbezogen werden), durch welche die Veränderung erfolgt, sowie in den Auswirkungen auf die Agrobiodiversität und die Saatgutsouveränität.
Im Gegensatz zur Gentechnik werden bei der klassischen Züchtung Pflanzen, Tiere oder deren Zellen und die von der Evolution entwickelten Systeme als Ganzes genutzt.
Die Kreuzungen zwischen genetisch unterschiedlichen Individuen führen zu natürlichen genetischen Rekombinationen. Das bedeutet, dass die Gene ohne direkte Intervention auf genetischer Ebene neu verteilt werden. Die daraus resultierenden Veränderungen hängen von den genetischen Variationen ab, die bereits im genetischen Pool der Population vorhanden sind. Die natürlichen Regeln der Vererbung und der genetischen Regulation werden nicht umgangen. Es sind natürliche Prozesse wie die genetische Rekombination und spontane Mutationen, die genetische Vielfalt schaffen. Diese evolutiven Prozesse sind relativ langsam, aber ohne die mit direkter genetischer Intervention verbundenen Risiken. Sie ermöglichen es, ein Gleichgewicht im Genom zu bewahren. Ausserdem, da die Änderungen über lange Zeiträume hinweg erfolgen, ist es möglich, Probleme schrittweise zu erkennen und zu korrigieren.
Die Gentechnik hingegen reduziert die Züchtung auf biotechnologische Ansätze, bei denen die Pflanze als Baukasten mit austauschbaren Elementen und in der Regel als isolierter Einzelorganismus betrachtet wird. Die direkte Intervention im Genom ohne vollständiges Verständnis dessen Funktionsweise macht die verursachten Änderungen risikoreicher in Bezug auf indirekte Effekte und komplexe Interaktionen. Eine vollständige Bewertung der möglichen Konsequenzen ist schwierig.
Kreuzung und Selektion
Die klassische Züchtung (auch herkömmliche, konventionelle oder Kreuzungszüchtung genannt) wird seit Jahrtausenden verwendet, um Nahrungspflanzen und Nutztiere zu verändern. Dabei werden die Mechanismen und Ergebnisse der Evolution genutzt. Im Gegensatz zu Gentechnik erzeugt die klassische Züchtung Diversität: Neue Varianten entstehen insbesondere durch Kreuzung und Selektion.
Technisch und methodisch haben die klassische und agrarökologische Züchtung ein hohes Innovationspotenzial und können einen effektiveren Beitrag zu den Herausforderungen der Landwirtschaft leisten als die Gentechnik – gemeinsam mit Bäuerinnen und Bauern, Konsumentinnen und Konsumenten, Verarbeitung, dem Handel und der Agrarforschung. Dafür stehen ihr verschiedene Techniken zur Erreichung der Zuchtziele zur Verfügung. Darunter auch etablierte, nicht-invasive, moderne Labortechniken wie die markergestützte Selektion, bei der molekulare Marker (kurze, eindeutig identifizierbare und bekannte DNA-Abschnitte) zur Auswahl von Pflanzen mit gewünschten Eigenschaften genutzt werden. Die herkömmliche Mutagenese, die per Definition zwar Gentechnik ist, aber aufgrund ihrer (umstrittenen) Geschichte der sicheren Nutzung nicht als Gentechnik reguliert ist, wird auch häufig verwendet.
Da die neue Gentechnik und ihre Produkte patentierbar sind, ist bei einer vereinfachten Zulassung solcher Produkte mit einer Flut an patentierten Gentechpflanzen zu rechnen, die nicht mehr als solche identifizierbar oder rückverfolgbar sind. Dies schränkt die Auswahl an Ausgangsmaterial, welches den Züchtenden zur Verfügung steht, auf das Extremste ein und gefährdet die gentechfreie Züchtung. Die massenhafte Verbreitung der gentechnisch eingebrachten DNA-Sequenzen gefährdet die genetische und biologische Vielfalt, auch in Diversitätszentren und in den Genbanken.
Gentechfreie Züchtung in der Schweiz
In der Schweiz beschäftigen sich mehrere Unternehmen und Institutionen mit der klassischen Züchtung von Pflanzen, darunter einige SAG-Trägerorganisationen, beispielsweise:
gzpk Getreidezüchtung Peter Kunz
Ihre Themenbereiche reichen von GVO in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion über neue gentechnische Verfahren bis hin zu Themen wie Klimawandel, Nanotechnologie und synthetische Biologie. Ziel ist es, durch Information, Diskussion und Aktion, ein kritisches Bewusstsein zu schaffen und Alternativen aufzuzeigen.
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