Testbiotech fordert eine umfassende Regulierung für Tiere aus neuer Gentechnik – die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA sieht jedoch keine spezifischen Risiken aufgrund der NGT. (Bild: Shutterstock)

Neue Gentechnik bei Tieren: EFSA sieht keine neuen Risiken, Studien widersprechen

Die Euro­päi­sche Lebens­mit­tel­be­hör­de EFSA möch­te die Richt­li­ni­en zu Risi­ko­be­wer­tung und Tier­schutz für Tie­re aus neu­er Gen­tech­nik (NGT) über­ar­bei­ten. In einem Berichts­ent­wurf der Behör­de wird die Ange­mes­sen­heit der aktu­el­len EFSA Richt­li­ni­en in Bezug auf die Risi­ko­prü­fung bei Tie­ren unter­sucht. Der EFSA zufol­ge bedarf es einer Über­ar­bei­tung ins­be­son­de­re in Bezug auf die Risi­ken für die Umwelt und das Wohl­be­fin­den von Tie­ren. Aktu­ell läuft das zuge­hö­ri­ge Kon­sul­ta­ti­ons­ver­fah­ren.

Die EU-Kom­mis­si­on hat­te die EFSA um eine wis­sen­schaft­li­che Stel­lung­nah­me zu den neu­en Ent­wick­lun­gen aus der Bio­tech­no­lo­gie in der Anwen­dung bei Tie­ren für land­wirt­schaft­li­che Zwecke gebe­ten.

Die Behör­de kommt dem Bericht zufol­ge zu dem Schluss, dass – im Ver­gleich zur kon­ven­tio­nel­len Zucht und der alten Gen­tech­nik – kei­ne neu­en Risi­ken von der Anwen­dung der neu­en Gen­tech­nik bei Tie­ren aus­ge­hen.

Test­bio­tech, eine unab­hän­gi­ge Orga­ni­sa­ti­on zur Fol­gen­ab­schät­zung in der Bio­tech­no­lo­gie, kri­ti­siert hin­ge­gen, dass dazu erst ein­mal hät­te defi­niert wer­den müs­sen, was unter neu­en Risi­ken ver­stan­den wird. Wei­ter­hin bemän­gelt die Orga­ni­sa­ti­on: «Um die Fra­ge nach ‚neu­en Risi­ken‘ sinn­voll beant­wor­ten zu kön­nen, hät­te die EFSA sich zunächst ein­ge­hend mit den Unter­schie­den zwi­schen bis­he­ri­ger Züch­tung und neu­er Gen­tech­nik befas­sen müs­sen. Doch dazu fin­det sich im Bericht kei­ne Ana­ly­se.»

Es gebe vie­le Publi­ka­tio­nen, die zeig­ten, «dass bei NGT-Anwen­dun­gen an Tie­ren im Ver­gleich mit der kon­ven­tio­nel­len Züch­tung sowohl mit spe­zi­fi­schen Risi­ken als auch mit zusätz­li­chem Tier­leid zu rech­nen ist» sagt Test­bio­tech und for­dert eine umfas­sen­de Regu­lie­rung von Tie­ren aus neu­er Gen­tech­nik.

Die Aus­sa­ge der EFSA kommt nicht über­ra­schend. Zuletzt hat­te sie ähn­li­che Stel­lung­nah­men zu Pflan­zen aus neu­er Gen­tech­nik ver­fasst. Bei Tie­ren kön­nen die Kon­se­quen­zen jedoch schnell schwer­wie­gen­der sein, da sie eine nied­ri­ge­re Tole­ranz­schwel­le für Muta­tio­nen haben und es somit selbst bei klei­nen Ver­än­de­run­gen schnell zu Krank­hei­ten kom­men kann.

Die Hal­tung der EFSA zur neu­en Gen­tech­nik lässt sich womög­lich durch Ihre Zusam­men­set­zung begrün­den. Eine Ana­ly­se von Test­bio­tech hat­te kürz­lich her­aus­ge­fun­den, dass das Gen­tech­nik-Panel der Behör­de nicht unab­hän­gig von den Inter­es­sen der Gen­tech­nik-Indu­strie ist. Auch der jet­zi­ge Berichts­ent­wurf basie­re auf dem Gut­ach­ten einer Exper­tin, die selbst an Patent­an­trä­gen auf Tie­re aus neu­er Gen­tech­nik betei­ligt ist, so die Orga­ni­sa­ti­on.
Für poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen ins­be­son­de­re der EU-Kom­mis­si­on ist Vor­sicht gebo­ten. Bereits in Bezug auf die Pflan­zen aus neu­er Gen­tech­nik waren basie­rend auf EFSA-Stel­lung­nah­men fal­sche Schluss­fol­ge­run­gen gezo­gen wor­den, um die Dere­gu­lie­rung die­ser Pflan­zen zu begrün­den.

In unse­rem Dos­sier «Gen­tech­nik bei Tie­ren – Boom durch Geno­me­di­tie­rung» fin­den sich aus­führ­li­che Infor­ma­tio­nen rund um das The­ma.

Aktuelle Beiträge zum Thema

Erste CRISPR-Polopferde: Kontroversen und ethische Bedenken

«Ohne GenTechnik»-Label auf dem Vormarsch

«NGT1»-Pflanzen: Risiken nicht geringer

Bürozimmer an zentraler Lage in Zürich zu vermieten

Ich mach mit:

Saatgut und Lebensmittel aus neuer Gentechnik könnten bald ohne Kennzeichnung und Risikoprüfung verkauft werden. Was halten Sie davon?

Damit wir wissen, was auf unseren Tellern landet, sammeln wir Stimmen aus der Praxis.

So geht's:

  1. Laden Sie den passenden Fragebogen herunter.
  2. Beantworten Sie 1-3 Fragen.
  3. Senden Sie uns Ihre Antworten, den Namen Ihres Betriebs und ein hochauflösendes Foto per Email an info@gentechfrei.ch.

 

Kurzumfrage für Akteur:innen aus den Bereichen:

 

Alternativ können Sie die Fragen als Word-Dokument anfordern: info@gentechfrei.ch.


Wir veröffentlichen Ihre Einsendung auf unserer Kampagnenseite und teilen sie in den sozialen Medien. Helfen Sie uns, Transparenz, Wahlfreiheit und Nachhaltigkeit zu sichern! Danke für Ihre Unterstützung.

Fragen?
E-Mail an info@gentechfrei.ch oder 044 262 25 76.

Veranstaltung:

Zürich isst! Sichern Sie sich Ihr Ticket für unsere Filmvorführungen mit anschliessenden Podien!

Im September 2015 steht ganz Zürich im Zeichen von Ernährung, Umwelt und Genuss. «Zürich isst» bietet der Bevölkerung mit vielfältigen Veranstaltungen die Gelegenheit, sich mit Fragen einer nachhaltigen Ernährung auseinanderzusetzen. Zum Programm: www.zuerich-isst.ch. DIE ZUKUNFT PFLANZEN – BIO FÜR 9 MILLIARDEN       
23. September 2015, 18 bis 21.30, Riffraff Kino Zürich