20 Jahre Gentechmoratorium: eine Erfolgsgeschichte
Am 27. November 2005 geschah in der Schweiz etwas Historisches: Als eine von wenigen Volksinitiativen wurde die Gentechfrei-Initiative an der Urne angenommen. Die Schweizer Bevölkerung hat mit 55.67% und allen Ständen «Ja» zum Gentechmoratorium gesagt. Der Entscheid setzt ein klares Zeichen: Die Mehrheit der Schweiz will keine Gentechnik auf den Feldern.
Seither gilt in der Schweiz das Gentechmoratorium – ein zeitlich befristetes Verbot für den Anbau gentechnisch veränderter Organismen. Bisher wurde es fünfmal verlängert, zuletzt in diesem Jahr. Somit feiert das Moratorium sein 20-jähriges Bestehen – Zeit, Bilanz zu ziehen.
Ein Blick auf die Weltbühne zeigt, dass sich seit dem Aufkommen der Gentechnik bei Pflanzen, vor allem zwei Eigenschaften durchgesetzt haben: Herbizidresistenz und die Fähigkeit, selbst ein Insektengift (Bt-Toxin) zu produzieren. Das bedeutet: Auch in Ländern mit weniger strengen Regulierungen haben sich seit 2005 kaum neue Merkmale durchgesetzt. Selbst mit den neuen gentechnischen Verfahren werden in erster Linie diese beiden Eigenschaften weiterverfolgt. Das Fehlen von Sorten, die für die Schweizer Landwirtschaft von Interesse wären, lässt sich daher kaum auf das Bestehen des Moratoriums zurückführen. Grund dafür sind vielmehr technische Hürden als regulatorische Hindernisse.
Währenddessen hat sich die Schweizer Landwirtschaft national wie international mit Qualitätsprodukten einen Namen gemacht. Eines der gewinnbringenden Qualitätsmerkmale: garantiert gentechfrei. Dieses Merkmal ist in den Richtlinien zahlreicher Labels verankert – etwa bei Suisse Garantie, Schweizer Milch oder Bio Suisse. Es wurde zum Aushängeschild der Schweizer Landwirtschaft. Letztere kann also unter dem Moratorium bislang eine positive Bilanz ziehen.
Das Moratorium hat Qualität bewahrt, das Vertrauen in die Schweizer Landwirtschaft gestärkt und der Schweiz einen internationalen Marktvorteil verschafft. Mit den fortwährenden Verlängerungen konnten Rechtsunsicherheiten vermieden und Zeit gewonnen werden, um offene Fragen zu erforschen und zu diskutieren. Zuletzt wurde das Moratorium bis Ende 2030 verlängert – doch schon bald könnte es durch ein neues Gentechnik-Spezialgesetz untergraben werden.