Die USA kämpfen für ihre Wirtschaft, Mexiko für Selbstbestimmung über Nahrung und Gesundheit. (Bild: Keith Weller, USDA, via Wikimedia Commons).

2023 trat in Mexi­ko ein Ver­bot in Kraft, wel­ches den Kon­sum von gen­tech­nisch ver­än­der­tem (GV) Mais und die Ver­wen­dung von Gly­pho­sat ein­schränk­te. In der Fol­ge ent­fach­te ein Han­dels­streit zwi­schen den USA und Mexi­ko – dem gröss­ten Impor­teur von US-ame­ri­ka­ni­schem GV Mais, da das Ver­bot den USA zufol­ge gegen das Frei­han­dels­ab­kom­men USMCA ver­stiess. Nach der Ent­schei­dung des USMCA Panels im Sin­ne der USA, hob Mexi­ko die Ein­fuhr­be­schrän­kun­gen wie­der auf. Dafür soll nun ein Anbau­ver­bot für GV Mais in die Ver­fas­sung ein­ge­hen.

Mais hat sei­nen Ursprung in Mexi­ko und spielt dort als Teil der mexi­ka­ni­schen Kul­tur und Iden­ti­tät eine beson­de­re Rol­le. Bereits die indi­ge­nen Urein­woh­ner des Lan­des dome­sti­zier­ten die Pflan­ze, um sie als Nah­rungs­mit­tel zu ver­wen­den. Mexi­ko beher­bergt über 59 Mais­sor­ten, die sehr gut an die loka­len Bege­ben­hei­ten ange­passt sind. So gibt es bei­spiel­wei­se Sor­ten, die mit wenig Was­ser aus­kom­men oder schäd­lings­re­si­stent sind. Tra­di­tio­nell wird Mais in Mexi­ko in soge­nann­ten Mil­pas, einem auf Viel­falt basie­ren­den Anbau­sy­stem, ange­baut.

Seit 2020 besteht das Frei­han­dels­ab­kom­men USMCA zwi­schen den USA, Mexi­ko und Kana­da. Im glei­chen Jahr erliess der dama­li­ge mexi­ka­ni­sche Prä­si­dent Lopez Obra­dor ein Dekret, das die Ver­wen­dung von GV Mais eben­so wie die Nut­zung von Gly­pho­sat bis Ende Janu­ar 2024 ein­schrän­ken soll­te.

Die Begrün­dung: Der Mais-Kon­sum in dem latein­ame­ri­ka­ni­schen Land ist sehr hoch, da sich das Nah­rungs­mit­tel in fast allen tra­di­tio­nel­len Gerich­ten befin­det und somit täg­lich auf den Tel­lern der Mexi­ka­ne­rin­nen und Mexi­ka­ner lan­det. Aus die­sem Grund äus­ser­te Lopez Obra­dor Beden­ken in Bezug auf nega­ti­ve gesund­heit­li­che Aus­wir­kun­gen, die aus dem hohen Kon­sum von GV Mais her­vor­ge­hen könn­ten. Dabei geht es nicht nur um die gen­tech­ni­sche Ver­än­de­rung selbst, son­dern auch um hohe Gly­pho­sat-Wer­te. Denn das Pflan­zen­schutz­mit­tel wird beim Anbau von GV Mais in hohem Mas­se ver­wen­det. Auch führ­te der Prä­si­dent an, dass die jahr­hun­der­te­al­te ein­hei­mi­sche Mais-Viel­falt durch GV Mais bedroht sei.

Da Mexi­ko der gröss­te Export­markt für US-ame­ri­ka­ni­schen GV Mais ist, reagier­ten die USA kri­tisch und übten Druck auf Mexi­ko aus. Infol­ge­des­sen wur­de das Ver­bot ange­passt. Neu umfass­te es ledig­lich den GV Mais, der für kaum ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel wie Tor­til­las ver­wen­det wird. Ein Ver­bot für GV Mais als Vieh­fut­ter und zur indu­stri­el­len Nut­zung wur­de zwar nicht mehr expli­zit auf­ge­nom­men, eine mög­li­che schritt­wei­se Ein­füh­rung eines sol­chen Ver­bots wur­de jedoch offen gehal­ten. Bereits 2023 trat das Ver­bot in Kraft.

Die Kon­se­quen­zen für die Mais­expor­te der USA nach Mexi­ko hiel­ten sich in Gren­zen. Denn der Gross­teil des von Mexi­ko impor­tier­ten Mais ist als Fut­ter­mit­tel vor­ge­se­hen. Die Mais­sor­ten, die für den mensch­li­chen Ver­zehr genutzt wer­den, machen ledig­lich etwa einen Pro­zent der Mais­im­por­te aus. So war Mexi­kos Mais­im­port aus den USA auch im Jahr 2023 – trotz des neu­en Ver­bo­tes – so hoch wie nie zuvor.

Nicht­de­sto­trotz sahen die USA ihre Wirt­schaft durch die neue Rege­lung bedroht und fürch­te­ten die Erwei­te­rung des Ver­bots. Die US-Lebens­mit­tel­be­hör­de, Food and Drug Admi­ni­stra­ti­on (FDA), argu­men­tier­te, dass es kei­ne Hin­wei­se dar­auf gebe, dass GV-Lebens­mit­tel einen nega­ti­ven Effekt auf die mensch­li­che Gesund­heit hät­ten und unter­stell­te Mexi­ko einen Man­gel an Bewei­sen. Wei­ter­hin stel­le das Ver­bot eine Ver­trags­ver­let­zung des USMCA dar, da es sich dabei um unfai­re Han­dels­prak­ti­ken han­de­le.

Im Rah­men des Han­dels­streits leg­te Mexi­ko jedoch eine Aus­wahl an wis­sen­schaft­li­chen Stu­di­en und Doku­men­ten vor, um sei­ne Posi­ti­on zu unter­mau­ern und die Ein­schrän­kun­gen als Vor­sichts­mass­nah­me im Inter­es­se der öffent­li­chen Gesund­heit zu recht­fer­ti­gen. So wur­de bei­spiels­wei­se ein mög­li­cher Zusam­men­hang zwi­schen GV Mais und nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die männ­li­che Frucht­bar­keit sowie auf Orga­ne wie die Leber her­ge­stellt. Auch zu poten­zi­el­len nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen von Gly­pho­sat-Rück­stän­den wur­den zahl­rei­che Publi­ka­tio­nen auf­ge­li­stet. Dem­nach soll das Her­bi­zid u.a. im Ver­dacht ste­hen, krebs­er­re­gend zu sein. Eine Zusam­men­stel­lung ver­schie­de­ner Doku­men­te (der Sei­te U.S. Right to Know) gibt es hier und hier (bei­des in Eng­lisch).

Im Dezem­ber 2024 gab ein Panel des USMCA in sei­ner Ent­schei­dung schliess­lich den USA Recht mit der Begrün­dung, dass Mexi­ko kei­ne ange­mes­se­ne, inter­na­tio­na­len wis­sen­schaft­li­chen Stan­dards ent­spre­chen­de Risi­ko­be­wer­tung vor­ge­legt habe. In der Fol­ge hob Mexi­ko die Ein­fuhr­be­schrän­kun­gen für GV Mais auf.

Doch Mexi­ko wehrt sich wei­ter­hin: Die aktu­el­le mexi­ka­ni­sche Prä­si­den­tin Shein­baum Par­do kün­dig­te an, ein Anbau­ver­bot von GV-Mais in der Ver­fas­sung des Lan­des ver­an­kern zu wol­len. Das Unter­haus des Kon­gres­ses stimm­te nun einer Reform zu, in wel­cher ein­hei­mi­scher Mais als Ele­ment der natio­na­len Iden­ti­tät bezeich­net wird und der Anbau von GV Mais ver­bo­ten wird. Im letz­ten Schritt muss noch der Senat zustim­men.

Wei­te­re Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit den USA sind vor­pro­gram­miert, denn die Reform bezieht sich nicht aus­schliess­lich auf den Anbau, son­dern auch auf die Ver­wen­dung von GV Mais.

 

Quel­len:

https://www.reuters.com/markets/commodities/after-trade-dispute-mexico-officially-bans-planting-gm-corn-2025–02-26/

https://usrtk.org/gmo/gm-corn-and-glyphosate-science-documents-from-mexico-us-trade-dispute/

https://usrtk.org/gmo/new-scientific-analyses-mexicos-restrictions-on-gm-corn-glyphosate-health-risks/

https://www.reuters.com/markets/commodities/what-is-us-mexico-gm-corn-dispute-about-2023–03-08/

https://www.nationalgeographic.com/environment/article/mexico-ban-genetically-modified-corn

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