Am Abend des 3. Dezember 2025 fand in Brüssel der letzte Trilog zur Deregulierung der neuen Gentechnik in der EU unter der dänischen Ratspräsidentschaft statt. In einer Sitzung, die sich bis in die Nacht gezogen hat, wurde ein Kompromissvorschlag ausgearbeitet, der die Erfolgsstrategie der Schweizer Landwirtschaft massiv gefährdet und jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehrt. Gentechnik soll ohne Risikoprüfung, Koexistenzregulierung und nur mit begrenzter Kennzeichnung in der Landwirtschaft zugelassen werden. Die SAG kritisiert den Vorschlag scharf. Ob er so in der Schlussabstimmung angenommen wird, steht noch offen.
Seit Sommer 2025 hat Dänemark die Ratspräsidentschaft übernommen und die Verhandlungen im Trilog zur Deregulierung von Pflanzen aus neuer Gentechnik (NGT) angeführt. Die dänische Ratspräsidentschaft nähert sich dem Ende und damit steigt der Druck, die Verhandlungen zu einem Abschluss zu führen. Am 3. Dezember 2025 fand der letzte Trilog statt, mit dem Ziel, die noch offenen Punkte zu bereinigen. Das Ergebnis ist besorgniserregend, denn der aktuelle Deregulierungsvorschlag entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage.
Ein Vorschlag ohne Rückgrat
Laut Deregulierungsvorschlag sollen Pflanzen aus neuer Gentechnik in zwei Kategorien aufgeteilt werden, wobei die erste Kategorie Pflanzen umfassen soll, die «mit der herkömmlichen Züchtung vergleichbar» seien. Entscheidend bei dieser Vergleichbarkeit soll die Anzahl gentechnischer Veränderungen im Genom sein. Über 90% der aktuell entwickelten NGT-Pflanzen würden somit ohne Risikoprüfung, ohne Koexistenzregulierung und ohne durchgehende Kennzeichnung vom Saatgut bis zum Endprodukt zugelassen.
«Jede Zahl an gentechnischer Veränderungen, die man hier verwendet, um eine angebliche Sicherheit zu gewährleisten, ist aus der Luft gegriffen und wissenschaftlich nicht begründet. Das Risiko hängt nicht mit der Anzahl gentechnischer Veränderungen zusammen, sondern mit dem gentechnischen Eingriff selbst und muss in jedem Fall geprüft werden», erklärt Claudia Vaderna, Agrarökologin und Geschäftsleiterin der SAG.
Erfolgsstrategie der Schweizer Landwirtschaft in Gefahr
«Die Entwicklungen in der EU sind besorgniserregend. Eine solch weitgehende Deregulierung würde den hohen Qualitätsstandard und das Vertrauen in die Schweizer Landwirtschaft gefährden», ermahnt Nationalrätin Marionna Schlatter, Präsidentin der SAG. «Gentechfrei hat sich als Alleinstellungsmerkmal von Schweizer Produkten im Absatzmarkt des In- und Auslands etabliert, so etwa in der Käseindustrie.»
Das Qualitätsmerkmal «gentechfrei» ist in zahlreichen Richtlinien von Labels, Branchenabkommen und nicht zuletzt in der Qualitätsstrategie der Schweizer Landwirtschaft verankert. «Der Deregulierung der EU zu folgen wäre fahrlässig und würde das Image der Schweizer Landwirtschaft zum Bröckeln bringen», sagt Claudia Vaderna.
«Die SAG setzt sich für den Schutz der gentechfreien Produktion ein. Damit einher gehen eine strenge Risikoprüfung sowie klare Regeln für die Koexistenz und Wahlfreiheit entlang der Wertschöpfungskette», erklärt Nationalrätin Marionna Schlatter. «Der Verzicht auf Gentechnik hat der Schweizer Landwirtschaft geholfen, sich national und international einen Namen zu machen: Das soll auch in Zukunft möglich bleiben.»
Weitere Auskünfte:
- Marionna Schlatter, Präsidentin SAG
E: m.schlatter@gentechfrei.ch,
T: 077 475 25 02 - Claudia Vaderna, Geschäftsleiterin SAG
E: c.vaderna@gentechfrei.ch,
T: 079 564 74 91