Zinkfinger-Nukleasen

Was sind Zink­fin­ger-Nuklea­sen:
- Erken­nungs­do­mä­ne mit Zink­fin­ger-Pro­te­in künst­lich gebaut
- Nicht sehr ziel­ge­nau
- Her­stel­lung dau­ert lan­ge und ist sehr auf­wän­dig
- Klein­ste aller bis­her bekann­ten „Gen­sche­ren“

Wie bei ande­ren Geno­me Editing-Ver­fah­ren soll auch mit­tels ZFN die DNA (bzw. die DNA-Sequenz) an bestimm­ten Stel­len gezielt ver­än­dert wer­den; durch Ein­fü­gen, Ent­fer­nen oder Aus­tausch bestimm­ter DNA-Abschnit­te.

Zunächst muss das DNA-Mole­kül an einer bestimm­ten Stel­le „durch­ge­schnit­ten“ wer­den. ZFN sind Pro­te­ine, die genau zu die­sem Zweck her­ge­stellt und ver­wen­det wer­den. Der „Zink-Fin­ger“ (ZF) als Bestand­teil der ZFN kann einen bestimm­ten kur­zen Abschnitt der DNA (9–12 Basen) erken­nen und der ande­re Bestand­teil, die Nuklea­se (N) schnei­det die DNA an die­ser Stel­le durch. Es bedarf zwei­er ZFN – sie docken schräg gegen­über von­ein­an­der am DNA-Dop­pel­strang an – um bei­de Strän­ge durch­zu­schnei­den. Der Schnitt in der DNA löst einen von zwei mög­li­chen DNA-Repa­ra­turme­cha­nis­men der Zel­le aus, um die offe­nen Enden wie­der zu ver­knüp­fen und dies hat eine Rei­he von mög­li­chen Ergeb­nis­sen zur Fol­ge.

3 ZFN-Typen:

  • ZFN‑1: klei­ne­re, orts­spe­zi­fi­sche und zufäl­li­ge DNA-Ver­än­de­run­gen, die­se kön­nen klei­ne­re Dele­tio­nen (Löschun­gen), Sub­sti­tu­tio­nen (Erset­zun­gen) oder Inser­tio­nen (Ein­fü­gun­gen) von Nukleo­ti­den sein. In die­sem Fall „repa­riert“ die Zel­le den „Schnitt“ mehr oder weni­ger zufäl­lig, wobei sie einen Repa­ra­turme­cha­nis­mus anwen­det, der als „NHEJ“ (Nicht-homo­lo­ge End­ver­knüp­fung) bezeich­net wird.
  • ZFN‑2: klei­ne­re orts­spe­zi­fi­sche geziel­te DNA-Ver­än­de­rung, wie etwa „Punkt­mu­ta­tio­nen“ (Ver­än­de­rung eines ein­zel­nen Nukleo­tids). Hier erfolgt die Repa­ra­tur auf Anwei­sung eines DNA-Matri­zen­strangs, der hin­zu­ge­fügt wur­de (ein DNA-Strang mit der­sel­ben Sequenz wie der Ziel­be­reich, jedoch mit ein oder zwei klei­ne­ren Ver­än­de­run­gen oder einer kur­zen Ein­fü­gung). Der hier ange­wen­de­te Repa­ra­turme­cha­nis­mus heißt „HR“ (Homo­lo­ge Rekom­bi­na­ti­on).
  • ZFN‑3: grös­se­re orts­spe­zi­fi­sche Inser­tio­nen von Genen oder regu­lie­ren­den Sequen­zen. Bei die­sem Ver­fah­rens­typ wird wie bei ZFN‑2 ein DNA-Matri­zen­strang hin­zu­ge­fügt, die­ser ent­hält jedoch eine zusätz­li­che lan­ge DNA-Sequenz (z. B. ein oder meh­re­re Gene) zur Inte­gra­ti­on.

Das Gen für die spe­zi­ell zuge­schnit­te­ne ZFN wird für gewöhn­lich durch Gen­tech­nik-Ver­fah­ren mit einer stan­dard­mäs­si­gen GV-Trans­for­ma­ti­on in die Pflan­ze ein­ge­bracht, und macht die­se damit zunächst zu einem GVO. Wenn die ZFN-Pro­te­ine pro­du­ziert wur­den und ihre Auf­ga­be erfüllt haben, wer­den in einem näch­sten Schritt Pflan­zen­li­ni­en aus­ge­wählt, die das Trans­gen für die ZFN-Pro­te­ine nicht tra­gen.

Kom­mer­zi­el­le Anwen­dun­gen ZFN‑1, 2: Der Ver­lust, die Ver­än­de­rung oder die Inser­ti­on eines ein­zel­nen Nukleo­tids (Punkt­mu­ta­ti­on) kann aus­rei­chen, um bestimm­te Merk­ma­le einer Pflan­ze zu ver­än­dern, bspw.: Her­bi­zid­to­le­ranz, männ­li­che oder weib­li­che Ste­ri­li­tät, Blü­ten­far­be, ver­zö­ger­te Frucht­rei­fe.

Unge­woll­te Ver­än­de­run­gen und Risi­ken:

  • Ziel-Unge­nau­ig­keit: Die ZFN-Tech­no­lo­gie ist für ihre unspe­zi­fi­sche Anla­ge­rung an Nicht-Ziel-DNA bekannt, was zu einer signi­fi­kan­ten Men­ge nicht gewoll­ter Muta­tio­nen im Genom führt. Die­se Muta­tio­nen kön­nen a), wenn sie in der kodie­ren­den Sequenz vor­kom­men, die Funk­ti­on von Pro­te­inen; oder b), wenn sie in regu­lie­ren­den Sequen­zen vor­kom­men, die Gen­ex­pres­si­on beein­flus­sen, so dass etwa mehr Pflan­zen­gif­te pro­du­ziert oder Pro­te­ine nicht mehr erzeugt wer­den, die wich­tig sind für die Nähr­stoff­ver­sor­gung, Abwehr­kräf­te oder Resi­stenz gegen Krank­hei­ten der Pflan­ze.
  • Mög­li­cher­wei­se wer­den die zuge­füg­ten DNA-Matri­zen­strän­ge (ZFN‑2 und 3) will­kür­lich – ent­we­der ganz oder teil­wei­se – in das Genom inte­griert, wie es auch bei trans­ge­nen Inser­tio­nen (Ein­fü­gun­gen) geschieht, wodurch Gene und regu­lie­ren­de Sequen­zen zer­stört oder Pro­te­ine poten­ti­ell ver­än­dert wer­den. Das kann wie­der­um zu einer Lei­stungs­min­de­rung, höhe­rer Krank­heits­an­fäl­lig­keit, Anrei­che­rung von Gif­ten und Rück­stän­den und einem Anstieg von All­er­ge­nen füh­ren.
  • Trans­for­ma­ti­ons- und Trans­fek­ti­ons­pro­zes­se, ein­schließ­lich Gewe­be­kul­tur, wer­den zur Her­stel­lung von mit ZFN gen­tech­nisch ver­än­der­ten Pflan­zen ein­ge­setzt. Sol­che Pro­zes­se füh­ren bekannt­lich zu wei­te­ren Muta­tio­nen (mit den oben auf­ge­führ­ten Risi­ken).

Schluss­fol­ge­rung: Alle drei ZFN-Vari­an­ten sind Gen­tech­nik-Ver­fah­ren, deren Zweck es ist, absicht­li­che Ver­än­de­run­gen am Erb­gut und an den Eigen­schaf­ten eines Orga­nis­mus her­vor­zu­ru­fen. Alle drei sind anfäl­lig für unge­woll­te Effek­te, sowohl bedingt durch die ZFN-Akti­vi­tät als auch durch die Aus­wir­kun­gen der Gen­tech­nik-Ver­fah­ren, was in der Regel zu hun­der­ten von Muta­tio­nen und unge­woll­ten Effek­ten führt. Abge­se­hen davon sind die Repa­ra­turme­cha­nis­men der Pflan­zen nicht abschlies­send erforscht, was Anlass zu zusätz­li­chen Unsi­cher­hei­ten gibt. Auf­grund des Pro­zes­ses, der Ver­än­de­run­gen und Risi­ken sind ZFN als GVO ein­zu­stu­fen und erfor­dern umfas­sen­de Risi­ko­be­wer­tun­gen.

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