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Wenn der Sommer zu Ende geht, das Tageslicht schwindet und die Temperaturen sinken, flattert der westliche Monarchfalter von Nordamerika in Richtung Süden um zu überwintern. Besonders in Kalifornien ist der schöne, orange-schwarz gemusterte Schmetterling weit verbreitet. Doch nun scheint seine Existenz bedroht zu sein: Die Xerces Society, eine gemeinnützige Organisation, die eine jährliche Bestandszählung des westlichen Monarchen durchführt, weist darauf hin, dass dessen Population 2018 historische Tiefststände erreichte. Es wird ein Rückgang von ganzen 86% gegenüber dem Vorjahr geschätzt. Hauptgrund für die sinkende Population ist der übermässige Gebrauch von Herbiziden in den USA.

Bedenkt man, dass die Gesamtpopulation des Schmetterlings seit den 80er Jahren einen drastischen Rückgang von 97 % erlebt hat, ist diese Nachricht „äusserst bedenklich“, wie es die Biologin Emma Pelton von der Xerces Society formuliert. Sie warnt davor, dass die Schmetterlinge bald vom Aussterben bedroht sind, wenn nichts getan wird, um ihren Lebensraum zu erhalten.

Doch was genau führte zu diesem massiven Bestandsrückgang? Die Larven des Monarchen ernähren sich einzig von der Seidenpflanze, einer Pflanzenart, die als Unkraut auf vielen Mais- und Sojafeldern vorkommt. Leider ist der Anteil der Seidenpflanzen aufgrund des übermässigen Herbizidgebrauchs in den letzten Jahren stark zurückgegangen. An vielen Orten in den USA wachsen sie gar nicht mehr. Der Einsatz von Herbiziden bringt nämlich nicht nur die oberirdische Sprosse der Pflanze zum Absterben, sondern auch deren Wurzelgeflecht. Bei der großflächigen und dauerhaften Anwendung von Herbiziden kann sich das Spektrum der Pflanzenarten in der Agrarlandschaft stark verringern. Dieser Rückgang der Arten kann schwere ökologische Folgen haben. Beispielsweise sind von jeder Pflanzenart mehr oder weniger viele Insekten abhängig, wie in diesem Fall der Monarchfalter von der Seidenpflanze. Über die Nahrungskette hinweg sind wiederum andere Tiere (beispielsweise verschiedene Zugvogelarten) abhängig von der lokalen Insektenpopulation. Stirbt eine Art aus, besteht die Gefahr, dass eine weitere Art in ihrem Bestand gefährdet ist und es droht ein Verlust der Biodiversität.

Der masslose Einsatz von Herbiziden und somit der Bestandsrückgang des Monarchen steht in Verbindung mit der Verbreitung von gentechnisch veränderten Pflanzen. In den USA, wo die Monarchen im Sommer leben, sind grossflächige Monokulturen weit verbreitet. Viele der dort kultivierten GV-Pflanzen wurden so verändert, dass sie resistent gegen Herbizide wie Glyphosat sind und deshalb ungeniert damit besprüht werden können. Die GV-Pflanzen wachsen weiter –alle anderen Pflanzen, auch die Seidenpflanze, sterben ab. Aber auch Wetterextreme verändern die Lebensbedingungen des Monarchen: In den letzten sieben Jahren hatte Kalifornien eine der schlimmsten Dürren der Geschichte zu erdulden, die zu unfruchtbaren Böden und einem grossen Baumsterben führte.

Damit die Falter ihre wichtige Aufgabe als Bestäuber wahrnehmen können, müsse ihr Lebensraum erhalten werden, sagt Emma Pelton. Noch sei es dazu nicht zu spät. Die Einwohner könnten in ihren Gärten Seidenpflanzen pflanzen, um die bestehende Monarchenpopulation zu unterstützen und ihren Larven einen Futterplatz zu bieten. In den Städten könnten ausserdem neue Bäume gepflanzt werden, so dass auch in 20 Jahren kommende Generationen von Monarchen neue Winterplätze haben.