Des organisations, telles que l’organisation d’entraide Swissaid, sont depuis longtemps alarmées par la puissance commerciale de Syngenta, fabricant de semences et de pesticides. Une prise de contrôle par ChemChina renforcerait non seulement la concentration du pouvoir sur le marché des semences, mais aussi – selon les avertissements de nombreux critiques - Syngenta serait soustraite au contrôle public. Entretemps, les protestations en Chine contre une prise de contrôle s’accentuent. Dans ce pays, on redoute que le marché intérieur et la propre sécurité alimentaire puissent être dégradés par les produits de Syngenta. La dépendance croissante des agriculteurs à l’égard des groupes agroalimentaires inquiète aussi Swissaid. (Berner Zeitung, 8.4.16/ Reuters, 8.4.16)

 


a) Quelle: Berner Zeitung 8. April 2016
http://www.bernerzeitung.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/syngentas-offensive-zur-ernaehrungssicherheit-erntet-misstrauen/story/31966901

Syngentas Offensive zur Ernährungssicherheit erntet Misstrauen

Das Hilfswerk Swissaid prangert die Macht des Agrarkonzerns Syngenta an. Der wachsende Einfluss solcher Konzerne gefährde die Ernährungssicherheit.

Der Basler Agrarmulti Syngentasteht dieser Tage wegen des Übernahmedeals mit Chem China im Fokus. Vorerst wird am 26. April aber eine ganz normal Generalversammlung stattfinden. Vor- und Nachteile werden höchstens am Rande ein Thema sein (siehe Box). Kritiker befürchten, dass sich Syngenta mit dem Verkauf an ein chinesisches Staatsunternehmen der öffentlichen Kontrolle ihrer Aktivitäten entzieht.

Das erfüllt Organisationen wie das Schweizer Hilfswerk Swissaid mit Sorge. Sie prangern die Macht des Saatgut- und Spritzmittelherstellers seit langem an. Zunehmend weiteten Konzerne wie Syngenta ihre Kontrolle über die Produktion von Lebensmitteln aus. Dies sei im Hinblick auf die Ernährung der wachsenden Erdbevölkerung eine bedenkliche Entwicklung. Darum haben die Nichtregierungsorganisationen unter anderem der fortschreitenden Patentierung von Nutzpflanzen den Kampf angesagt. Ein Beispiel ist die gegen weisse Fliegen resistente Peperoni, die sich Syngenta im Frühjahr 2013 patentrechtlich sichern liess.

«Die Eigenschaft dieser Paprikasorte stammt von einer jamaikanischen Wildform», sagt Swissaid-Ernährungsspezialist Fabio Leippert. Es handle sich also, wenn schon, um eine Entdeckung und nicht um eine Erfindung. Ein so weitgehender Schutz lasse sich darum nicht rechtfertigen. Swissaid wird als Syngenta-Kleinaktionärin dem Management auch an der diesjährigen Generalversammlung wieder ins Gewissen reden.

Syngentas eigene Agenda

Syngenta hat den Fehdehandschuh längst aufgegriffen. Die im September 2013 lancierte Gegenoffensive heisst The Good Growth Plan, der gute Wachstumsplan also. In ihm zeigt das Unternehmen auf, wie es sich seinen Beitrag zur Lösung des globalen Ernährungsproblems vorstellt. Im Rahmen dessen sollen beispielsweise bis 2020 20 Millionen Kleinbauern dazu befähigt werden, ihre Produktion um 50 Prozent zu steigern. Ein weiteres Ziel ist, die Erträge wichtiger Getreidesorten und Feldfrüchte um 20 Prozent zu erhöhen, ohne dass dafür mehr Boden oder Wasser benötigt wird. Das sind zwei von insgesamt sechs Verpflichtungen.

Um diese guten Absichten kundzutun, nutzte das im Jahr 2000 aus der Agrarsparte von Novartis und einem britisch-schwedischen Konsortium hervorgegangene Unternehmen auch die Plattform der Weltausstellung in Mailand, die sich im vergangenen Jahr dem Thema Ernährungssicherheit widmete. Syngenta gehört zu den Mitunterzeichnern der Charta von Mailand, die das Recht auf Nahrung auch als gleichberechtigten Zugang zu den natürlichen Ressourcen definiert.

Perfektes Geschäftsmodell

Für Leippert von Swissaid ist diese Kommunikationsoffensive «schönfärberisch». Die Worte entsprächen nicht den Taten. «Die Bauern werden langfristig abhängig von den Agrarkonzernen», warnt er. Schon heute stammten 63 Prozent des kommerziellen Saatguts weltweit von bloss sechs Firmen. Deren Saatgut dürfe beispielsweise nicht selber nachgezüchtet werden. Am heikelsten sei diese Entwicklung bei gentechnisch verändertem Saatgut. «Dieses wird meist im Paket mit dem entsprechenden Pestizid verkauft. Kommt noch der passende Düngermix dazu, ergibt sich daraus für den Hersteller ein perfektes Geschäft.» Das Nachsehen hätten, so Leippert, die Bauern und die Umwelt.

Betonte Offenheit für Kritik

Syngenta, gemäss eigenen Angaben der drittgrösste Anbieter von Feldsaaten und die Nummer zwei beim Gemüse, reagiert abgeklärt auf diese Anwürfe. Auf Anfrage beschwichtigt Mediensprecherin Sydne Saccone, man habe grösstes Interesse an einem Meinungsaustausch und begrüsse konstruktive Kritik. Die Ziele im Good Growth Plan lasse man von unabhängiger Seite evaluieren.

Auf die Kritik an der Patentierungspraxis entgegnet Syngenta: «Der Schutz von geistigem Eigentum ist für jede forschungsbasierte Geschäftstätigkeit entscheidend.» Ohne ihn fehle der Anreiz für Investitionen. Und diese seien gerade auch im Ernährungsbereich sehr wichtig. Syngenta setze sich dafür ein, dass der Zugang zu ihren Innovationen unter «fairen, vernünftigen und nicht diskriminierenden Bedingungen» gewährleistet sei.

Die Angst, nach einer chinesischen Übernahme werde Syngenta der Öffentlichkeit nicht mehr Rechenschaft über ihre Aktivitäten abliefern, ist laut Mediensprecherin Saccone unbegründet: «Syngenta bleibt Syngenta.» Die hohen Standards in der Unternehmensführung seien durch Vereinbarungen gesichert. Zudem untermaure dies auch die Absicht von Chem China, Syngenta zu einem späteren Zeitpunkt wieder an die Börse zu bringen.

Unabhängigkeit wahren

Es erstaunt kaum, dass diese Verlautbarungen Leippert nicht zufriedenstellen: «Die Firma misst bei ihren Erfolgskontrollen im Good Growth Plan nicht das, was sie mit ihrem Plan zu erreichen vorgibt.» Damit der zunehmenden Monopolisierung entgegengewirkt werden könne, seien die öffentlich finanzierte Forschung und die Stärkung der Kleinbauern zentral. Entscheidend sei, dass der Tausch, die Lagerung und die Weiterentwicklung von bäuerlichem Saatgut auch in Zukunft möglich bleibe.

b) Quelle: Reuters 8. April 2016
http://www.reuters.com/article/us-china-gmo-protests-idUSKCN0X50MA

China citizens protest ChemChina-Syngenta deal amid GMO worries

Around 400 Chinese citizens have signed a letter to protest the purchase of Swiss-based seeds and pesticides company Syngenta by state-owned ChemChina, saying the deal would eventually lead to genetically modified crops being sown across swathes of the country.

Critics of genetically modified organisms argue the technology poses risks to public health and the environment, while advocates say such fears have not been scientifically proven and that high-yielding genetically altered crops would help ensure food security as the world's population grows.

Although relatively few people signed the letter, it marks a rare example of open opposition to state-supported corporate strategy in a nation where the government often clamps down hard on any criticism.

It also underscores fears among some of the public that the government is gearing up to gradually loosen laws that prevent the cultivation of any GM varieties of staple food crops, with Beijing already permitting the import of some GMO crops for use in animal feed.

The $43 billion all-cash deal unveiled in February is the largest foreign acquisition ever by a Chinese firm as China is looking to secure food supplies for its population. Syngenta has a portfolio of top tier chemicals and patent-protected seeds, many of which are genetically modified.

"The acquisition of Syngenta and the promotion of its genetically-modified and agro-chemical agriculture in the country would destroy the country's own agriculture and food security," the protesters said in the letter, seen by Reuters. They argue GMO strains would contaminate Chinese staple crops.

"ChemChina must immediately stop the suicidal acquisition from causing a disaster to the Chinese nation."

Syngenta did not respond to requests for comment. A ChemChina spokesman said he had heard about the letter and that the company was waiting to learn more about it.

Yang Xiaolu, one of the protesters on the list, said the letter was handed over late last month to the State-owned Assets Supervision and Administration Commission of the State Council (SASAC), which overseas companies owned by the central government.

A SASAC spokeswoman said her office had not yet seen the letter, but was looking into the matter.

Yang, a long-time anti-GMO activist, is also among the three plaintiffs who were taking China's Ministry of Agriculture to court in April last year in a bid to make public a toxicology report supporting the approval of Monsanto's popular weed killer.

Reuters was unable to verify other names listed on the anti-GMO letter.

China's commerce ministry spokesman Shen Danyang said in February that the ministry supported the acquisition which would help secure global food supply.

The protest comes amid worries that Beijing is losing control over the supervision of GMO technology.

Last month, agriculture minister Han Changfu admitted that GMO corn was illegally grown in some parts of the country, but found "no large areas of illegal planting" after Greenpeace said a majority of samples taken from corn fields in 5 counties in Liaoning province, tested positive for GMO contamination.