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Heute findet eine zunehmende Kommerzialisierung bei der Patentierung von gentechnisch veränderten Versuchstieren statt - von der Maus bis zum Menschenaffen. Bild: Testbiotech

In den letzten Jahren wurden immer mehr „Tiermodelle“ entwickelt, die bestimmte menschliche Krankheiten im Körper von Mäusen oder anderen Säugetieren simulieren sollen. Es gibt Alzheimer-Mäuse, Herz-Kreislauf-Ratten und viele andere Tiermodelle, die der Erprobung neuer Therapien und Arzneimittel dienen sollen. Im Internet boomt laut einem neuen Bericht von Testbiotech die Werbung mit patentierten gentechnisch manipulierten Tieren. Die Anbieter schrecken nicht davor zurück, mit Discount-Angeboten und Werbegeschenken neue Kunden zu ködern. Versprochen wird eine schnelle und preiswerte Lieferung von Mäusen und Ratten, die mit synthetischen Genen manipuliert werden. Dabei kann jede beliebige Stelle im Erbgut ausgewählt werden. Von etwa 15.000 € aufwärts gibt es das kranke Tier von der Stange. Es wird darauf hingewiesen, dass jede Anfrage streng vertraulich behandelt wird. Der Bericht dokumentiert die zunehmende Kommerzialisierung und Patentierung von gentechnisch veränderten Versuchstieren von der Maus bis zum Menschenaffen. „Das maßgeschneiderte Tierversuchsmodell wird heute als lukratives Produkt gehandelt, von Patenten geschützt und massiv beworben. Vor diesem Hintergrund wäre es naiv anzunehmen, dass der Anstieg der Versuche mit gentechnisch veränderten Tieren durch medizinische Notwendigkeiten begründet ist“, sagt Christoph Then von Testbiotech.

An dieser Entwicklung haben neue Gentechnik-Verfahren einen wichtigen Anteil: Die synthetische Gentechnik ermöglicht die Erzeugung von immer neuen Tierversuchsmodellen. Der Bericht warnt davor, dass angesichts der technischen Machbarkeit die Frage nach der tatsächlichen Notwendigkeit von Tierversuchen immer weiter in den Hintergrund gedrängt wird. Zwar sitzen die meisten kommerziellen Anbieter für gentechnisch veränderte Versuchstiere in den USA, es ist jedoch anzunehmen, dass auch europäische Einrichtungen dort Kunden sind. Auf diese Weise dürfte ein großer Teil der Gentechnik-Versuche, die dort im Auftrag durchgeführt werden, in der EU gar nicht erfasst werden. In jedem Fall ist auch in Europa ein deutliches kommerzielles Interesse an gentechnisch veränderten Tieren erkennbar: Hier wurden bereits etwa 1500 Patente auf Tiere erteilt beziehungsweise deren Verwendung zu Versuchszwecken patentiert. Darunter sind sogar Patente auf gentechnisch veränderte Schimpansen. Durch diese Patente kann ein wirtschaftlicher Anreiz entstehen, innerhalb der Laufzeit der Patente auch möglichst viele dieser Tiere zu vermarkten. Der Bericht fordert neue Standards für ethisch vertretbare Investitionen, mehr Kontrollen, höhere Schutzstandards sowie ein Verbot von Patenten auf Tieren und auf deren Verwendung in Tierversuchen. Über die aktuelle Entwicklung soll auf einer Tagung am 17. Juni in Berlin diskutiert werden.