small MG 3518

Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA führt derzeit eine öffentliche Konsultation zur Risikobewertung von Pflanzen durch, die mit Verfahren der neuen Gentechnik (Genome Editing) generiert werden. Dabei befasst sich die EFSA mit Veränderungen des Erbgutes, die mit Hilfe von Genscheren wie CRISPR/Cas herbeigeführt werden, bei denen aber keine zusätzlichen Gene in das Erbgut eingefügt werden. Testbiotech kommt zu der Einschätzung, dass der veröffentlichte Entwurf erhebliche Mängel aufweist, weil er zahlreiche relevante Publikationen und wissenschaftliche Erkenntnisse ausser Acht lässt.

Die EFSA vermittle in ihrem Dokument den Eindruck, dass die Methoden der neuen Gentechnik schon deswegen keine neuen Herausforderungen an die Risikobewertung stellen würden, weil nicht beabsichtigt sei, zusätzliche Gene einzufügen. «Analysiert man die Argumente der EFSA genauer, scheinen diese allerdings weitgehend durch die Nichtbeachtung wichtiger Fakten geprägt zu sein», schreibt Testbiotech.So berücksichtigt die EFSA das technische Potential der neuen Technologien und insbesondere der Anwendungen von CRISPR/Cas nicht ausreichend. Die neuen Verfahren ermöglichen tiefgreifende Veränderungen von Pflanzen, ohne zusätzliche Gene einzufügen. In den meisten Fällen resultieren daraus Veränderungen von biologischen Eigenschaften, z.B. der Inhaltsstoffe von Pflanzen, die weit über das hinausgehen, was mit den bisherigen Methoden der Züchtung erreicht werden konnte. Die Risiken von Freisetzung, Anbau und Verzehr solcher Pflanzen müssen in jedem Fall eingehend untersucht werden, bevor eine Aussage über ihre Sicherheit getroffen werden kann.

Auch die Verfahren der neuen Gentechnik führen zu vielen spezifischen, unerwünschten Effekten. Meist kommen bei den neuen Verfahren die gleichen Methoden zur Anwendung wie bei der ‚alten‘ Gentechnik, bsw. die ‚Gen-Kanone‘ mit der die DNA-Sequenzen in die Zelle eingefügt wird. Alle Auswirkungen des mehrstufigen Verfahrens des Genome Editing müssen daher bei der Risikoabschätzung berücksichtigt werden.

Im Gegensatz zur Einschätzung der EFSA können gemäss Testbiotech die Effekte der neuen Gentechnik kaum mit denen der konventionellen Züchtung verglichen werden. Genscheren wie CRISPR/Cas seien sogenannte biotechnologische Mutagene, die, anders als chemische oder physikalische Mutagene, direkt mit biologischen Mechanismen auf der Ebene des Genoms in Wechselwirkung treten. Mit Hilfe dieser biotechnologischen Mutagene können natürliche Mechanismen der Genregulation umgangen werden und das Erbgut kann in viel grösserem Umfang für Veränderungen verfügbar gemacht werden als je zuvor.

Dazu kommen Risiken von gentechnisch veränderten Pflanzen, die in der Umwelt überdauern und sich fortpflanzen können.

Testbiotech fordert, dass der Entwurf der EFSA wesentlich verbessert wird und dass die Methoden und Richtlinien der Risikobewertung entsprechend angepasst werden. Nach Analyse von Testbiotech müssen die genetischen und biologischen Eigenschaften in jedem Fall und, ausgehend vom jeweiligen Verfahren, eingehend untersucht werden, bevor über die Sicherheit der Pflanzen entschieden wird.