News Daniel Juni Bild: www.agroscope.admin.ch

Durch Nanopartikel in Düngern und Pflanzenschutzmitteln sollen in der Landwirtschaft ein effizienterer Einsatz der aktiven Wirkstoffe und höhere Erträge erreicht werden. Die Erwartungen sind hoch. Doch inwieweit sich die Dünger und Pflanzenschutzmittel mit Nanomaterialien tatsächlich in ihrer Wirkung von deren konventionelle Formen unterscheiden, ist immer noch Gegenstand von Untersuchungen. Dies zeigen die Auswertungen einer internationalen Forschungsgruppe, an der auch Agroscope beteiligt war. Die Forscher werteten in einer Meta-Analyse bereits publizierte Studien zu dieser Thematik aus. Der nun publizierte Bericht bietet einerseits einen Überblick über den aktuellen Wissensstand und zeigt andererseits die bestehenden Wissenslücken auf.

Laut dem Bundesamt für Landwirtschaft enthalten die in der Schweiz aktuell zugelassenen Pflanzenschutzmittel keine Nanomaterialien. Für die Registrierung solcher Produkte besteht in der Schweiz die sogenannte Selbstdeklarationspflicht. Das heisst, Firmen müssen eine umfassende Beurteilung möglicher Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt vorlegen. Agroscope betont in einer Medienmitteilung, dass es aktuell keine wissenschaftlich fundierte Studie gäbe, welche die Effektivität von Nanoformulierungen und deren Wirkung auf die Umwelt unter Feldbedingungen untersucht habe. Dies sei eine entscheidende Wissenslücke und verunmögliche gegenwärtig eine fundierte und generelle Bewertung. Weitere Forschungsarbeiten seien deshalb notwendig. 

Die Forschergruppe publizierten in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift „Nature Nanotechnology“ ihre Auswertung von 78 überwiegend im Labor durchgeführten Studien (Kah et al. (2018). Gemäss den erhobenen Daten kann die Wirksamkeit von Nanoformulierungen im Vergleich zu konventionellen Produkten um 20-30% höher sein. Dies bedeute aber nicht automatisch auch eine Reduktion der Umweltbelastung. So würden in vielen Studien nano-spezifische Qualitätsprüfungen und angemessene Kontrollen fehlen. Dies sei entscheidend, da das Umweltverhalten von Agrochemikalien durch Nanoformulierungen verändert werden könne, wobei die Veränderungen nicht unbedingt mit einer Reduktion der Umwelteinwirkungen einhergehen müsse. Hier bestehe eine massgebliche Wissenslücke, und es brauche solide Evaluationen des Nutzens und der neuen Risiken, welche Nano-Agrochemikalien im Vergleich zu den heute verwendeten Produkten aufweisen würden.