Magazin
Gentechfrei Magazin 128
Gentechnik lässt Pflanzen erstrahlen
Leuchtende Petunien und grüne Kandelaber
Für eine Welt ohne Gentechnik
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Die SAG beobachtet die Entwicklungen in der Nanotechnologie bei Lebensmitteln, Gebrauchsartikeln und in der Landwirtschaft seit Längerem kritisch. Ausführliche Informationen dazu auf der Unterseite Nanotechnologie.
03.07.2014 | Tiere in der Medizin
Vor allem Mäuse werden als Versuchstiere eingesetzt. 2013 waren es 377’520 Mäuse. Bild: Wualex
Erstmals seit zehn Jahren lag die Zahl der Versuchstiere in der Schweiz im Jahr 2013 bei weniger als 600'000 Tieren. Dies geht aus der neusten Statistik des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV hervor. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies aber lediglich eine Abnahme um 2,7 Prozent. Bei 80.4 Prozent der Versuchstiere handelte es sich um Labornagetiere wie Mäuse, Ratten, Hamster oder Meerschweinchen. Wie in den Jahren zuvor ist dabei der Anteil der gentechnisch veränderten Tiere gestiegen. Waren 2012 noch rund 22.1 Prozent der Versuchstiere gentechnisch verändert, stieg deren Anteil 2013 auf 24.4 Prozent. Vor allem bei Mäusen werden gentechnisch veränderte Zuchtlininen als Versuchstiere eingesetzt. 2013 waren es 141’584 von gesamthaft 378'819 Mäusen. Hinzu kamen 819 gentechnisch veränderte Ratten und 1'435 Fische. Die Zahl der gentechnich veränderten Fische hat sich damit gegenüber dem Vorjahr beinahe verdoppelt.
1.7.2014 | Nanotechnologie
Auf der Haut vermehren sich Bakterien in Anwesenheit von Schweiss schnell und verursachen unangenehme Gerüche. Mit Nanosilber kann eine antimikrobielle Wirkung erzielt werden, so dass Bakterien und Pilze in ihrer Vermehrung in den Textilien gehemmt werden. Bild: http://de.wikipedia.org.
Der wissenschaftliche Ausschuss der Europäischen Kommission zu neu auftretenden und neu identifizierten Gesundheitsrisiken SCENIHR (Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks) hat eine ausführliche Bewertung von Nanosilber publiziert. Nanosilber wird insbesondere als keimtötende Substanz verwendet und wird heute bereits in zahlreiche Anwendungsbereichen kommerziell eingesetzt. Die Nanopartikel kommen vor allem in Lebensmittelverpackungen und Küchenutensilien, Textilien (wie Sportbekleidung, Socken, Unterwäsche), Haushaltsgeräten (wie Waschmaschinen, Computertastaturen oder Luftfiltern), Wandanstrichen (Lacke, Farben), Ausstattungen in öffentlich genutzten Bereichen (wie Rolltreppen, Einkaufswagen), Kosmetika und im medizinischen Bereich (wie in Pflastern oder Wundbehandlungen) zum Einsatz. Durch diese zunehmende Nutzung sind Mensch und Umwelt einer neuen Silberbelastung direkt und langfristig ausgesetzt. Gemäss SCENIHR sind aber noch zu wenige Informationen über die möglichen Gefährdungen durch Nanosilber verfügbar.
25.06.2014 | Schadensfälle
Eine Langzeitstudie stellte bei Fütterung mit gentechnisch verändertem Mais eine vermehrte Ausbildung von Tumoren bei Ratten fest. Bild CRII-GEN
Im November 2013 gab das Fachmagazin Food and Chemical Toxicology bekannt, dass die Publikation einer Studie der französischen Forschergruppe von Gilles-Eric Séralini zurückgezogen werde. 14 Monate zuvor hatte das Magazin diese Studie für gut befunden und publiziert. Gleich nach der Publikation hatte die Studie aber für heftige Kontroversen gesorgt. Denn die zentrale Aussage der Studie war besorgniserregend. Roundup, das meist verbreitete Herbizid, verursachte bei einer Langzeitstudie über zwei Jahre bei Ratten schwerwiegende Leber- und Nierenschäden und führte zur Ausbildung von Tumoren. Die gleichen Auswirkungen, wenn auch etwas schwächer ausgeprägt, wurden bei der Verfütterung von herbizidtolerantem Mais festgestellt. Nun hat die Zeitschrift "Environmental Sciences Europe" die erneute Veröffentlichung der Studie bekanntgegeben. Environmental Sciences Europe will mit der Wiederveröffentlichung der Studie einen Beitrag zur Debatte um wissenschaftliche Methoden leisten. Die Herausgeber von Food and Chemical Toxicology hatten den Rückzug der Publikation damit begründet, dass die Studie „nicht schlüssig“ sei. Hinweise auf Fehler oder falsche Darstellung der Daten konnten aber keine ins Feld geführt werden. Viele unabhängige Forscher hatten gegen den Rückzug protestiert. Das European Network of Scientists for Social and Environmental Responsibility (ENSSER) kritisierte, der Rückzug verletze nicht nur die Rückzugskriterien des Fachmagazins sondern auch jegliche Standards guter Wissenschaft. Der Entscheid gefährde die Glaubwürdigkeit ebenso wie die Unabhängigkeit der Wissenschaft, schrieb ENSSER.
18.06.2014 | Lebensmittel
Kochbananen sind in vielen Ländern Afrikas ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Bild: Salaban
Der Mangel an Vitamin A ist ein ernsthaftes Gesundheitsproblem in ärmeren Ländern. Grund ist eine Fehlernährung, die ihre Ursache hauptsächlich in der grossen Armut und der einseitigen Ernährung weiter Bevölkerungskreise hat. Die Folgen: Augen- und Hauterkrankungen, Störungen des Immunsystems und der Fortpflanzung sowie Wachstumsstörungen bei Kindern. Auf den gentechnisch veränderten Reis, der seit Jahren als Heilsbringer gegen die schwerwiegenden Folgen von Mangelernährung angepriesen wurde, folgt nun eine Banane, die dank Gentechnik viel Beta-Carotin enthält. Dieses kann im menschlichen Körper in Vitamin A umgewandelt werden. Die Banane wurde von australischen Forschern mit Geld der Bill und Melinda Gates Stiftung entwickelt. Erste Freisetzungsversuche mit der Kochbanane wurden in Uganda durchgeführt, wo 70 Prozent der Bevölkerung auf dieses Grundnahrungsmittel angewiesen sind. Erstmals soll nun an Menschen getestet werden, ob die Bananen den Vitamin-A-Gehalt im Körper massgeblich zu steigern vermögen.
17.06.2014 | Synthetische Biologie
Im Amazons wird Eukalyptus auf riesigen Kahlschlagflächen angebaut. Bild: Greenpeace/Beltra
Eine Gruppe von Forschern hat das Genom von Eukalyptus entschlüsselt. Dabei fanden sie mögliche Hinweise, wieso diese Baumart so schnell wächst. Etwa ein Drittel der für die Proteinproduktion zuständigen Gene sind - aneinander gereiht - doppelt vorhanden. Eukalyptus kann schon nach sieben Jahren für die Papierherstellung abgeholzt werden. Die Forscher um Alexander Myburg von der Universität Pretoria in Südafrika fanden zudem, dass Eukalyptus unter allen bisher untersuchten Pflanzen die größte Anzahl von Genen für die Bildung sogenannter sekundärer Pflanzenstoffe besitzt. Diese Stoffe, vor allem Terpene und verschiedene leicht flüchtige Öle, schützen die Pflanzen vor Insekten und Bakterien. Sie erhöhen aber auch die Gefahr von Waldbränden, da sie leicht entflammbar sind. Eukalyptus stammt ursprünglich aus Australien. Mittlerweile ist es die am häufigsten angebaute Baumart mit grossflächigen Monokulturen. Diese Art des Anbaus hat mehrere Nachteile: die Bäume entnehmen dem Boden viel Wasser und Nährstoffe und können den Grundwasserspiegel senken. Plantagen führen zudem zu einem Rückgang von Naturwäldern und der Biodiversität. Genutzt werden die Bäume von der Holz- und der Papierindustrie, aber auch die Eukalyptusöle sind gefragt.
13.06.14 | Europa
Momentan würden wahrscheinlich acht bis neun von 28 EU-Staaten nationale Verbot erlassen. Bild: Clipdealer
Die EU-Umweltminister beschlossen, nationale Anbauverbote für gentechnisch veränderte Pflanzen zu erleichtern. Auf diese sogenannte Opt-out-Lösung läuft der Gesetzgebungsvorschlag hinaus, den die EU-Umweltminister in Luxemburg verabschiedet haben. 26 Mitgliedstaaten stimmten zu; Belgien und Luxemburg enthielten sich der Stimme. Doch der Beschluss ist umstritten. Umweltverbände befürchten, dass er sich ins Gegenteil verkehren könnte. Der Agrarexperte der Grünen, Martin Häusling, befürchtet, dass Brüssel Zulassungsanträge künftig schneller durchwinken werde mit der Begründung, dass diese ja national wieder aufgehoben werden können. In der EU stehen 13 Gentechpflanzen vor einer Zulassung. Der verabschiedete Beschluss sieht vor, dass ein Mitgliedstaat, der auf seinem Gebiet eine Gentechpflanze nicht zulassen will, sich dazu mit dem antragstellenden Konzern verständigen muss. Er darf sich dabei auf sozio-ökonomische und umweltpolitische Gründe berufen, nicht aber auf Fragestellungen, welche bereits im Zulassungsverfahren der EU überprüft wurden. Eine Pflanze, die eine EU-Zulassung erhält, gilt als sicher. Die Folge könnten jahrelange Rechtsstreite zwischen Konzernen und Mitgliedstaaten vor internationalen Schiedsgerichten sein.