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Als gentechnisch verändert zählen nach Schweizer Recht jene Organismen, deren «genetisches Material so verändert worden ist, wie dies unter natürlichen Bedingungen durch Kreuzen oder natürliche Rekombination nicht vorkommt». Gentech-Pflanzen benötigen aus Sicherheitsgründen für die Freisetzung eine explizite Bewilligung. Es muss zum Beispiel sichergestellt sein, dass sie die biologische Vielfalt nicht beeinträchtigen und sich oder ihre Eigenschaften sich nicht in unerwünschter Weise verbreiten. Solche Risikoabklärungen dauern für die Hersteller lange und sind teuer. Deshalb fordert die Gentech-Lobby, dass Pflanzen, die mit den neuen gentechnischen Verfahren hergestellt werden, nicht als Gentech-Pflanze betrachtet werden und somit nicht dem Gentechnikgesetz unterstellt sind.

Externer Link: Gentechnikgesetz

Am 25. Oktober 1993 wurde die Volksinitiative «zum Schutz von Leben und Umwelt vor Genmanipulation» – kurz die Gen-Schutz-Initiative – in Bern eingereicht. Ihr Inhalt war ein breit abgestützter Kompromiss innerhalb der kritischen Verbände. 70 Organisationen hatten sich aktiv an der Sammlung der Unterschriften beteiligt.
Die Gen-Schutz-Initiative wollte die Regelung der Gentechnologie im aussermenschlichen Bereich thematisch differenziert ausführen. Um Missbräuche der Gentechnologie an Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen zu verhindern, sollten wirtschaftliche, ökologische und ethische Grenzüberschreitungen der Gentechnologie an Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen verboten (Patentierung, Freisetzung, Genmanipulation an Tieren), die industrielle Produktion (Pharmasektor etc.) im Rahmen einer Gesetzgebung möglichst ganzheitlich begutachtet und die molekularbiologische Forschung Sicherheitsauflagen unterstellt, aber kaum behindert werden.

Die Argumente des Initiativkomitees
Über 100 Verbände unterstützten die Gen-Schutz-Initiative. Ihre Argumente haben sie an einer Pressekonferenz im Januar 1998 wie folgt dargestellt:
— Die Respektierung ethischer Grenzen durch Verzicht auf Genmanipulation am Tier
— Die Vermeidung ökologischer Risiken und den Schutz naturnaher Landwirtschaft durch Verzicht auf Freisetzungen von genmanipulierten Pflanzen und Mikroorganismen
— Den Schutz der Bevölkerung vor ungewolltem oder er zwungenem Konsum von genmanipulierten Lebensmitteln durch strenge Zulassungskriterien
— Ein Gegengewicht gegen reines Profitstreben durch Aufnahme des (auf Gesetzesebene) bestehenden Patentierungsverbotes für Pflanzen und Tiere in die Verfassung

Deutliche Ablehnung
Die Ernüchterung war gross am 7. Juni 1998: Nur ein Drittel der Bevölkerung stimmte Ja. Die 35 Millionen Franken teure Gegenkampagne der Gegnerinnen und Gegner verfehlte ihre Wirkung nicht. Wie die Vox-Analyse festhielt, galt das Nein in erster Linie der Einschränkung von Forschung im medizinischen Bereich durch das geforderte Verbot der Produktion transgener Tiere.

Die SAG lancierte im Jahre 2002 mit ihren Partnerorganisationen die Gentechfrei-Initiative. Auslöser war die Debatte zur Gen-Lex (später Gentechnikgesetz). Alle Anläufe für ein Gentechnikgesetz liefen im Parlament ins Leere. Einen Teil dieser Debatte hat der Dokumentarfilm «Mais im Bundeshuus» nachgezeichnet und die grüne Nationalrätin und damalige SAG-Präsidentin Maya Graf berühmt gemacht. Die Gentechfrei-Initiative forderte ein Anbaumoratorium von fünf Jahren. Die Initiative kommt 2005 zur Abstimmung und wird mit 55,7 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Dieses Moratorium wurde inzwischen dreimal verlängert.

Gemäss einer Befragung für die Univox-Umwelt-Studie aus dem Jahre 2015, nehmen fast drei Viertel (70 Prozent) der Befragten die Gentechnik in der Lebensmittelherstellung als Gefahr war. Dabei erachten Westschweizer (74 Prozent), Frauen (75 Prozent), Personen zwischen 40 und 64 Jahren (73 Prozent) und Personen mit niedrigem Einkommen bis 4000 Franken (78 Prozent) Gentechnik in Lebensmitteln besonders häufig als Gefahr. Bezüglich Parteizugehörigkeit zeigt sich, dass Sympathisanten der SVP die Gentechnik ebenso häufig als grosse Gefahr betrachten wie jene der GLP (jeweils 71 Prozent). Nur Sympathisanten von der SP und den Grünen erachten die Gefahr von Gentechnik als noch grösser.

Externer Link: Univox-Umwelt-Studie 2015

Mexiko gilt als Wiege des Maises. Aus einem Ur-Mais züchteten die Azteken Tausende von Varietäten. 1998 führte Mexiko, ähnlich wie die Schweiz, ein GV-Anbau-Moratorium ein, um die genetische Vielfalt dieser Sorten zu schützen, die ein wertvolles Reservoir für die Pflanzenzüchtung darstellen. Als das Moratorium 2009 auslief, stellten mehrere Agrarkonzerne Gesuche für eine versuchsweise Aussaat. Doch dagegen formierte sich Widerstand. Das Jahr 2013 wurde zum Jahr des Widerstands gegen den Gentechmais mit Grossdemonstrationen, Petitionen und einem Hungerstreik. Seither ist der GV-Anbau in Mexiko verboten. Trotzdem werden immer wieder Kontaminationen entdeckt, die auf illegale Importe und Freisetzungsversuche zurückgeführt werden.

Das Genom bezeichnet die Gesamtheit der genetischen Information einer Zelle. Man spricht auch vom Erbgut eines Lebewesens. Der Begriff Genom setzt sich zusammen aus den Wörtern «Gen» und «Chromosom». Chromosomen sind die Träger der genetischen Information. Jede menschliche Körperzelle enthält 46 Chromosomen, wovon eine Hälfte mütterlicher, die andere väterlicher Herkunft ist. Ein Hund besitzt 78 Chromosomen, ein Goldfisch 100, eine Tomate 24. Die Chromosomen bestehen aus aufgewickelten DNA-Strängen (DNA: Desoxyribonukleinsäure), deren Abschnitte in Gene unterteilt sind.

Die britische Biotechfirma Oxitec hat Mücken genetisch so verändert, dass sie auf einem nur für Weibchen relevanten DNA-Abschnitt ein Tötungsgen tragen. Nur die Weibchen stechen und übertragen Krankheiten. Man züchtet diese genetisch veränderten Mücken und setzt dann nur die nicht stechenden Männchen frei. Diese paaren sich mit den wilden Vertretern ihrer Art und kreuzen so das Gen in die Population ein. Alle weiblichen Nachkommen aus dieser Zusammenkunft sind dem Tod geweiht, denn die ihnen vererbte Sequenz lässt ihren Stoffwechsel noch im Larvenstadium entgleisen. Sie sterben bevor sie sich fortpflanzen können. Man versucht so die Wildpopulation zu senken, damit weniger Menschen gestochen und krank werden.