gentechversuchstiere
Quelle: Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, Bericht Tierversuchsstatistik 2019, 21.7.2020

Früher mögen Tierversuche für den medizinischen Fortschritt wichtig gewesen sein. Auch heute noch mag es wissenschaftliche Fragestellungen geben, die mit Tieren erforscht werden können - grundsätzlich wird aber immer deutlicher, dass sie unnötig, unnütz und grösstenteils überholt sind. Längst stehen den Forschenden nämlich moderne, innovative, tierfreie Verfahren zur Verfügung, deren Ergebnisse besser auf den Menschen übertragbar und damit der menschlichen Gesundheit weitaus nützlicher sind. Tier(versuchs)freie Methoden sind zudem aussagekräftiger, häufig präziser, schneller, viel günstiger, kurz gesagt: viel effizienter. Dies ist das Fazit des Reports "Tierversuche auf den Punkt gebracht" des Schweizer Tierschutz (STS).

Über 570’000 Labornager, Kaninchen, Hunde, Katzen, Affen, Vögel, Nutztiere und Pferde wurden 2019 in der Schweiz in Tierversuchen eingesetzt. 2019 wurden mehr als doppelt so viele Tiere in Labortierhaltungen geboren (1’046’877) oder dorthin importiert (252’203), wie tatsächlich in den Tierversuchen eingesetzt wurden (572’069 Tiere). Mehr als 70 % der Versuchstiere sind gentechnisch verändert. Die Maus ist das häufigste gehaltene Versuchstier und macht knapp 90 % aller in Versuchstierhaltungen im Jahr 2019 erfassten Tiere aus, zwei Drittel davon sind genmanipuliert. Aber: «nur» 20 % der mit viel Tierleid behafteten, genmanipulierten Mäuse werden tatsächlich im Tierversuch eingesetzt. Dies, weil sie nicht die notwendigen Kriterien erfüllen. Sie haben z. B. nicht das richtige Geschlecht oder – in gentechnisch veränderten Zuchtlinien – nicht die erforderlichen genetischen Eigenschaften. Diese sogenannten Überschusstiere werden meistens getötet.

Weltweit werden jährlich etwa 190 Millionen und EU-weit mehr als 23 Millionen Tiere in Tierversuchen eingesetzt. Um ein vielfaches mehr werden sie für die Experimente gezüchtet und gentechnisch verändert. Da in der Schweiz höhere Anforderungen an Tierversuche im Allgemeinen und deren Bewilligungen gestellt werden und die Tierhaltung sehr viel teurer ist, werden insbesondere schwerbelastende Tierversuche von Schweizer Unternehmen ins Ausland ausgelagert.

Auch mehr als 20’000 Nutztiere wie Rinder, Schweine, Schafe und Pferde wurden 2019 für Tierversuche verwendet. Am häufigsten betroffen waren Rinder und Schweine (je über 8000 Tiere). Das Schwein wird grundsätzlich bevorzugt für Forschungsprojekte bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, (Xeno)Transplantationen, in der Chirurgie (die Organgrösse und Beschaffenheit ähnelt der des Menschen), bei Hirnblutungen, in der Immunologie und auch bei der Wirksamkeitsprüfung von Arzneimitteln eingesetzt. Bereits wurden Schweine in der Transplantationsforschung auch gentechnisch verändert, damit nach der (Xeno)Transplantation weniger Abstossungsreaktionen vorkommen. Das Schwein wird in der Forschung als medizinisches Ersatzteillager für die Organlieferung des Menschen betrachtet. Auch Fische (v.a. Zebrafische) werden als Versuchstiere  immer beliebter. Fast 30’000 Fische wurden 2019 in Tierversuchen eingesetzt. Ähnlich wie bei Nagetieren ist auch bei Fischen eine starke Zunahme von gentechnisch veränderten Tiere zu beobachten.

Der STS spricht sich für ein Verbot von grausamen Tierversuche aus und für einen besseren Schutz von Versuchstieren. Wo immer möglich, sollte auf Tierversuche verzichtet und mehr Geld in die Forschung von Alternativen eingesetzt werden. Zudem fordert der STS, dass die Tierschutz- und Haltungsbedingungen für dieselbe Gattung überall gleich sein müssen, egal ob die Tiere als Versuchs-, Heim- oder Wildtiere gehalten werden.