170803DNAMit der Genschere CRISPR/Cas wird direkt in die DNA eingegriffen. Bild: Fotolia

Mit der Genschere Crispr-Cas haben Forscher erstmals 2015 versucht, einzelne Gene gezielt zu verändern. – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/28108824 ©2017
Mit der Genschere Crispr-Cas haben Forscher erstmals 2015 versucht, einzelne Gene gezielt zu verändern. – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/28108824 ©2017

In den USA ist es einer Forschergruppe der Oregon Health and Science University laut der Technology Review des Massachusetts Institute of Technology (MIT) gelungen, bei menschlichen Embryonen mit der sogenannten Genschere CERISPR/Cas9 eine erblich bedingte Herzschwäche auszuschalten. Noch gibt es aber keine wissenschaftliche Publikation zu diesem Experiment. Doch in den letzten Tagen sickerten immer mehr Informationen zu diesem Versuch an die Öffentlichkeit und lösten sehr kontroverse Diskussion aus. Anscheinend wurde mit einer grossen Zahl lebensfähiger Embryonen experimentiert. Von 58 behandelten Embryonen wiesen 42 den Gendefekt nach der Behandlung nicht mehr auf. Bei einem Drittel funktionierte die Genschere folglich nicht. Zudem soll nach fünf Tagen bei einem der behandelten Embryonen ein sogenanntes Mosaik aufgetreten sein, was bedeutet, dass die gentechnisch ausgelöste Veränderung bei der embryonalen Entwicklung nicht an alle Zellen weitergeben wurde.

Forschung an menschlichen Embryonen ist in den meisten Ländern aus ethischen Gründen verboten. Doch seit der Entdeckung der Genom-Editierung wird dies immer häufiger in Frage gestellt. Auch in den USA. Die National Academy of Sciences wollte im Februar die Forschung mit CRISPR/Cas bei schweren Erbkrankheiten zulassen, scheiterte jedoch am Kongress. Daher durften die Forscher die Embryonen nur wenige Tage wachsen lassen. Eine Implantation in die Gebärmutter ist verboten. Es kann folglich auch nicht gesagt werden, wie sich die Embryonen entwickeln würden und ob nicht zu einem späteren Zeitpunkt unerwünschte Effekte auftreten könnten.

Wie weit sind wir noch vom Designer-Baby entfernt, war die Frage, welche die meisten Kommentatoren umtrieb. Es wird noch lange Jahre dauern, die häufigste Einschätzung.

In der Schweiz, wie auch in Deutschland und Österreich ist Forschung dieser Art zurzeit noch verboten. Allerdings fordern auch hierzulande Forschende eine Lockerung bei der Forschung mit Embryonen. In Deutschland haben Wissenschaftler einen Vorstoß unternommen, das Gesetz zu lockern und Forschung mit überzähligen Embryonen zu erlauben. Kritische Stimmen warnen hingegen vor einem Wettrennen zwischen den Forschungslabors – vor allem aus China, den USA und England. Der Vorsitzende des deutschen Ethikrates, der Theologieprofessor Peter Dabrock warnt: „Wer hier nicht nahezu 100-prozentige Sicherheit garantieren kann, führt unverantwortliche Versuche an menschlichem Leben durch“. Er wünsche sich eine Resolution der Vereinten Nationen, die zumindest die Implantation genmanipulierter Embryonen so lange verbietet, bis dadurch verursachte Gesundheitsrisiken ausgeschlossen werden können, schreibt die Berliner Zeitung.