171019cisgene kartoffelnCisgene Kartoffeln auf einem Versuchsfeld von Agroscope Reckenholz.

Die Positionen der Akademien der Naturwissenschaften (SCNAT) zur Gentechnik haben in der Vergangenheit immer wieder kritische Reaktionen aus der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft hervorgerufen. Dies liegt vor allem daran, dass die Positionen des Forums Genforschung (eines der fünf Foren der Akademie), die als Konsens aller Foren der Akademie präsentiert werden, nicht wissenschaftlich objektiv sind. Diese Positionen schließen jede gentechnikkritische wissenschaftliche Information aus. Auch die Schweizer Allianz für eine Landwirtschaft ohne Gentechnik hat dies stets kritisiert und sich daher bemüht, einen Prozess zur Überprüfung der Informationen und Positionen der SCNAT einzuleiten. Sie fand ein offenes Ohr beim neuen Präsidenten der SCNAT, Marcel Tanner, Professor und Vorsitzender des Lehrstuhls für Epidemiologie und medizinische Parasitologie an der Universität Basel. Er hat sich mit den Prozessen zur Überprüfung wissenschaftlicher Daten vertraut gemacht, eine Expertengruppe aus verschiedenen Fachgebieten eingesetzt und den Prozess Anfang September in einer ersten Sitzung zur Festlegung der Arbeitsmethode eingeleitet.

„Um gute Entscheidungen treffen zu können, brauchen Politiker, Verwaltung und Bürger objektive und verlässliche wissenschaftliche Informationen, die durch einen transparenten Prozess gewonnen werden", sagt Luigi D’ Andrea, Sekretär der Westschweizer Allianz für eine Landwirtschaft ohne Gentechnik/StopOGM. Für ihn ist eindeutig, dass die von der Akademie zur Zeit präsentierten wissenschaftlichen Informationen zum Thema Gentechnik nicht dem aktuellen Stand des Wissens entsprechen, sondern dass diese sehr einseitig ausgerichtet und politisch gefärbt sind. Eine solche selektive Bewertung von Daten sei nicht wissenschaftlich und daher mangelhaft, führt D’ Andrea weiter aus und entspreche auch der Rolle der Akademie, die keine Lobbyinstitution sei, nicht. „Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass wissenschaftliche Informationen nur einer der Bestandteile der Informationen sind, die für politische Entscheidungen benötigt werden. Und nicht notwendigerweise die wichtigsten“, so D’ Andrea weiter.

Ziel des nun von der SCNAT eingerichteten Überprüfungsverfahrens ist es laut Professor Tanner "sicherzustellen, dass politikrelative Aussagen auf einer vergleichenden Analyse vorhandener wissenschaftlicher Daten basieren und zukünftig politische Positionen aufgegeben werden".