190417Raps
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Wegen einer Verunreinigung einer Winterraps-Sorte aus Frankreich mit einem GV-Raps von Bayer mussten betroffene Bäue­rin­nen und Bauern in Deutschland bis Ende März diesen Jahres ca. 2.150 Hektar Raps unterpflügen. Der Gentech-Raps hat in Europa keine Anbauzulassung, deshalb gilt bei Saatgut die europarechtlich verankerte Nulltoleranz. Laut den Behörden sind 84 Betriebe in 10 Bundes­län­dern betroffen. Zudem wurde bekannt, dass zusätzlich in sieben Bundesländern Sortenversuche mit dem verunreinigten Saatgut durchgeführt worden sind. Die zuständigen Behörden verordneten einen Anbaupausen bis Juli 2019 oder 2020.

„Jeder Bauer weiss, dass Rapssaatgut mindestens 20 Jahre keimfähig im Boden überdauern kann. Die aktuell von den Bundesländern angeordneten Anbaupausen sind deshalb völlig unzureichend“, kommentiert Annemarie Volling, Gentechnik-Expertin der Arbeits­ge­mein­schaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Raps habe ein enormes Auskreuzungspoten­zial, deshalb dürfe auf diesen Flächen in den nächsten 10 bis 15 Jahren kein Raps angebaut werden. Nur so könnten weitere Gentechnik-Verunreinigungen verhindert werden.

 Die Arbeits­ge­mein­schaft fordert zudem, dass Bayer CropScience als Verursacher  sowohl die Kosten für den bereits entstandenen Aufwand, den Ernteausfall als auch die zukünftigen Folgekosten sowie mögliche Vermarktungsschwierigkeiten übernehmen müsse. «Der Vorfall zeigt einmal mehr, dass die Gentechnik-Konzerne nichts im Griff haben. Nicht rückholbare Kulturen wie Gentechnik-Raps dürfen nicht auf den Acker“, sagt Volling weiter.  

 Es handelt sich um den zweiten Raps-Verunreinigungsfall innerhalb von weniger als vier Jahren. Bereits 2015 gab es einen Raps-Verunreinigungsfall. Vor diesem Hintergrund fordert Stefanie Hundsdorfer von der Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit (IG Saatgut). Der aktuelle Verunreinigungsfall bestätige einmal mehr, dass die Bundesländer beim Saat­gut­monitoring nachbessern müssen. Bei Kulturarten, die wie Raps einem hohen Verunreini­gungsrisiko ausgesetzt sind, genüge die derzeitige stichprobenartige Beprobung nicht.

Bislang ist noch nicht geklärt, wie es genau zur Verunreinigung gekommen. Judith Düesberg vom Gen-ethischen Netzwerk fordert daher eine lückenlose Ermittlung, besonders um zukünftige Verunreinigungen zu verhindern. Unklar ist unter anderem, wer wann durch wen informiert wurde und warum wurde erst jetzt entdeckt wurde, dass auch Sorten­versuche von der Verunreinigung betroffen sind? «Zukünftig muss das Saatgutmonitoring rechtzeitig stattfinden, so dass eine Aussaat verunreinigter Partien verhindert werden kann. Die Ergebnisse müssen sofort veröffentlicht werden. Wird eine Verunreinigung entdeckt, muss die Nulltoleranz konsequent vollzogen werden. Dazu gehören auch schnellere Informations­wege zwischen EU-Kommission, Mitgliedstaaten und Bundesländern, um eine Ausbreitung zu verhindern“, fordert Judith Düesberg.