Patentflut     Ins Erbgut der Petunie wurde ein Gen aus biolumineszierenden Pilzen eingefügt. Bild: Shutterstock

Das US-Start-up Light Bio hat in den USA die Zulassung zum Verkauf leuchtender Petunien erhalten. Die gentechnisch veränderten Petunien sollen bereits Anfang 2024 auf den Markt kommen. Das Tier- und Pflanzengesundheitsinspektorat (APHIS) des Landwirtschaftsministeriums (USDA) urteilte, dass diese gentechnisch veränderten Petunien im Vergleich zu anderen kultivierten Petunien wahrscheinlich kein erhöhtes Schadensrisiko darstellen und nicht mit deren Verbreitung als Unkrautpflanze zu rechnen sei. Daher unterliegt sie auch nicht den strengen Regulierungen des Gentechnikrechts und kann in den Vereinigten Staaten ohne weitere Auflagen angebaut und gezüchtet werden.

An biolumineszierenden Pflanzen wird bereits seit über 35 Jahren geforscht. Den ersten selbstleuchtenden Pflanzen wurden dazu Gene aus Glühwürmchen oder Meeresbakterien eingefügt. Den selbstleuchtenden Petunien wurden hingegen Gene von autolumineszierenden Pilzen eingefügt. Sie strahlen kontinuierlich grünes Licht (530 nm) auf niedrigem Niveau aus, vor allem die jungen Blüten. Verantwortlich dafür ist ein Enzym, das sogenannte Luziferin. Dieses kommt in Pflanzen natürlicherweise nicht vor. Ein Team internationaler Wissenschaftler hatte zuvor Tabakpflanzen entwickelt, die grünes Licht emittieren. Sie nutzten dabei die Fähigkeit des Pilzes Neonothopanus nambi, der in brasilianischen Wäldern in der Nacht leuchtet.

Immer mehr gentechnisch veränderte Zierpflanzen

Ob die selbstleuchtenden Petunien dereinst auch in Europa auf den Markt kommen sollen, ist nicht bekannt. In der EU sind zwar mehrere gentechnisch veränderte Nelkenlinien als Schnittblumen zugelassen, gentechnisch veränderte Petunien dürfen jedoch bislang werden vermarktet noch angebaut werden. Doch trotz des Verbotes wurde mit den GV-Petunien wahrscheinlich jahrelang illegal und unbemerkt gehandelt. Für Schlagzeilen sorgte dies im Sommer 2017, als klar wurde, dass gentechnisch manipulierte Sorten mit kräftig orangen Blüten in ganz Europa ohne Bewilligung auf dem Markt waren. Die auffälligen Petunien wurden überall auf Balkonen und Gärten gepflanzt. Entdeckt wurde der gentechnische Ursprung der Farbe in Finnland. Woher die Pflanzen genau kamen, bleibt bis heute ungeklärt. Die Setzlinge der GV-Petunien tauchten auch in der Schweiz auf, woraufhin das BLW die Vernichtung sämtlicher gentechnisch veränderten Pflanzen verfügte.

Illegale Vermarktung schwer kontrollierbar

Besonders seit dem Aufkommen der Genomeditierung haben Forschung und Industrie neben Nutz- auch Zierpflanzen im Visier, vor allem in China, Südkorea und in Japan. Die beliebtesten Forschungsthemen sind eine verlängerte Blütendauer sowie neue Blütenfarben. Unter den mit Gentechnik veränderten Pflanzen befinden sich Orchideen, die als Balkonpflanze beliebte Torenie, die Blaue Prunkwinde und auch Petunien. Letzteren haben Forschende aus Südkorea vor einigen Jahren mittels Genschere violett-rosafarbene Blüten verpasst – ohne den Einsatz fremder DNA. Ihre Vermarktung könnte dadurch deutlich beschleunigt werden, da derartig genomeditierte Organismen mittlerweile in mehreren Ländern nicht mehr als GVO eingestuft werden und daher auch nicht mehr deklariert werden müssen. Damit wird eine illegale Vermarktung nur schwer verfolgbar.