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In Deutschland fordern 94 Verbände und Organisationen aus Land- und Lebensmittelwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz, Kirche und Gesellschaft die Bundesregierung in einem Positionspapier auf, Gentechnik zu regulieren, um die Wahlfreiheit zu sichern und das Vorsorgeprinzip umzusetzen. Seit Jahren lobbyieren Industrie und gentechnikfreundliche Politikerinnen und Politiker dafür, neue Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas von der Gentechnik-Gesetzgebung der EU auszunehmen und die derzeitige Definition von Gentechnik aufweichen. Das gefährde die Wahlfreiheit und die Sicherheit von Mensch und Umwelt. Wege hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft würden so langfristig behindert oder verbaut, schreiben die deutschen Verbände.

Sie fordern die Bundesregierung auf, in Deutschland und auf europäischer Ebene alle vorhandenen wie künftigen Gentechnikmethoden und die daraus entstehenden gentechnisch veränderten Organismen (GVO) weiterhin unter dem bestehenden EU-Gentechnikrecht zu regulieren und zu kennzeichnen.

Die Versprechungen der Gentechnik-Befürworter*innen seien falsch. Denn genmanipulierte Pflanzen tragen nicht zur Klimaanpassung der Landwirtschaft oder zur Pestizidreduktion bei. Stattdessen verbaue die Konzentration auf technische Lösungen den Weg zu einer dringend benötigten Ökologisierung der Landwirtschaft. Nicht die gentechnische Optimierung weniger, anfälliger Hochleistungsexemplare, sondern eine möglichst grosse Vielfalt an Sorten und Rassen und vielfältige Anbausysteme sorgen für eine optimale lokale Anpassung und minimieren das Risiko von Missernten und Krankheiten. Vor dem aktuellen Hintergrund des grössten Artensterbens seit dem Verschwinden der Dinosaurier müsse dringend die genetische Vielfalt, die Vielfalt an Rassen und Sorten sowie die der Lebensgemeinschaften gefördert werden.

«Mit den neuen gentechnischen Verfahren wie CRISPR/Cas soll ein Agrarsystem fortgeschrieben werden, das viele der Probleme geschaffen hat, mit denen die Landwirtschaft heute konfrontiert ist. So zählt die industrialisierte Landwirtschaft zu den grossen Emittenten von Treibhausgasen und trägt zu Bodendegradation und weiteren Umweltbelastungen bei. Gerade in Kombination mit Gentechnik ist sie für den massiven Einsatz von Pestiziden und den Verlust der (Agro-)Biodiversität verantwortlich, heisst es im Positionspapier.

Zu diesem Fazit kommt auch das Klimadossier der SAG. Das Klimadossier erläutert, wie die Genomeditierung das gescheiterte Modell der intensiven Landwirtschaft zementiert und damit den Klimawandel vorantreibt.

Auch in Österreich haben 18 Organisationen und Verbände aus den Bereichen Umwelt, Landwirtschaft, Lebensmittelkennzeichnung und KonsumentInnenschutz in einem gemeinsamen Aufruf die österreichische Bundesregierung aufgefordert, sich in der europäischen Debatte zur Neuen Gentechnik konsequent für die Beibehaltung des etablierten EU-Gentechnikrechts gemäss EuGH-Urteil vom Juli 2018 stark zu machen. Dazu gehören laut der Allianz strenge Zulassungsverfahren mit Risikobewertung, Nachweisbarkeit, Rückverfolgbarkeit und die Kennzeichnung als gentechnisch verändert für diese Produkte.