genedrivenews Auch die Genschere CRISPR/Cas arbeitet nicht fehlerfrei. Bild: Shutterstock      

Eine neue Studie in der Fachzeitschrift Environmental Sciences Europe zeigt, welche Risiken der Einsatz der neuen Gentechnik bei Pflanzen und Tieren birgt. Beunruhigend sind nicht nur die vielen unbeabsichtigten Veränderungen, welche die gentechnische Veränderung verursacht. Auch die beabsichtigten Eigenschaften, die durch Genomeditierung entstehen, sind mit Risiken verbunden.

Die Studie ist das Ergebnis des internationalen Forschungsprojektes RAGES (Risikoabschätzung von gentechnisch veränderten Organismen in der EU und der Schweiz). Das Projekt befasst sich seit 2016 - vollständig unabhängig von den Interessen der Gentechnik-Lobby - mit der Praxis der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA und der Schweizer Behörden zur Prüfung von Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen. Sie stuft die gängige Praxis der Risikoprüfung allgemein als unzureichend ein. Zum gleichen Schluss kommt auch die neue Publikation von Testbiotech und der deutschen Fachstelle für Gentechnik und Umwelt. Sie zeigt, dass im Gegensatz zu den Einschätzungen der EFSA, die Genomeditierung mit neuen Risiken einhergeht.

Die neuen Gentechnikverfahren beschleunigen den Prozess der Veränderung des Erbguts auf noch nie gesehene Weise. Diese Schnelligkeit bleibt jedoch nicht ohne Folgen. Der gentechnische Eingriff selbst mag im Vergleich zur klassischen Gentechnik minim erscheinen. Doch auch wenn nur einzelne Basenpaaren der DNA ausgetauscht und keine fremde Gene eingefügt werden, kann die Manipulation erhebliche Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben – insbesondere, wenn der Eingriff mehrfach oder in Kombination mit anderen Veränderungen ausgeführt wird.

Die Studie listet die zahlreichen unbeabsichtigten Effekten auf, welche spezifisch für die neuen gentechnischen Verfahren sind. Dabei handelt es sich einerseits um fehlerhafte Veränderungen des Erbguts ausserhalb der zu verändernden Region (sog. Off-Target-Effekte). Andererseits zeigen die Autoren, dass auch ungewollte Veränderungen der Zielregion (On-Target-Effekte) oft auftreten – sogar grössere Umstrukturierungen des Erbguts sind keine Seltenheit.

Je mehr gleichzeitige Eingriffe, desto mehr Risiken, warnt die Studie. Zudem weist sie darauf hin, dass die Genomeditierung auf die Methoden der alten Gentechnik zurückgreifen muss, damit die Genschere CRISPR/Cas überhaupt in die Zellen gelangen und dort ihre Wirkung entfalten kann.