genedrivenews Das Video der SAG und SWISSAID über die Risiken von Gene Drives. Quelle: SWISSAID/Youtube   

Ein Bündnis von 30 Organisationen fordert den Bundesrat auf, sich bei der UNO Biodiversitätskonferenz für ein globales Moratorium auf die Freisetzung von Gene-Drive-Organismen (GDO) einzusetzen. Das Verhandlungsmandat der Schweiz, welches Bundesrat und Verwaltung aktuell erarbeiten, stellt wichtige Weichen für die Konferenz. Ein Moratorium auf Gene Drives ist zwingend nötig, um die Biodiversität zu schützen und die Landwirtschaft endlich auf einen ökologischen Pfad zu bringen. Umdenken ist angesagt – das zeigt die Corona-Krise einmal mehr.

Im Rahmen der Biodiversitätskonvention CBD und der Weltnaturschutzunion IUCN wird in diesem und im nächsten Jahr an internationalen Konferenzen auch über die Regulierung der synthetischen Biologie und damit die Gene-Drive-Technologie debattiert. Die geltenden internationalen Regelungen zu gentechnisch veränderten Organismen stossen bezüglich Gene Drives an ihre Grenzen und müssen dringend angepasst werden. Das Europäische Parlament hat sich aufgrund der vielen offenen Fragen bereits für ein globales Moratorium auf die Freisetzung von GDO in die Natur ausgesprochen. Dieser Forderung schlossen sich weltweit über 200 Organisationen an. Jetzt muss die offizielle Schweiz nachziehen: Sie kann an der Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt COP 15 die Weichen für die weltweite Regulierung von Gene Drives entscheidend mitgestalten. Zusammen mit einem grossen Bündnis von zivilgesellschaftlichen Organisationen fordern SWISSAID und die Schweizer Allianz Gentechfrei (SAG und ASGG) den Bundesrat auf, sich für ein Gene Drive-Moratorium zum Schutz der Biodiversität einzusetzen und damit das Vorsorgeprinzip zu stärken.

Gene Drives: Zerstörerisch und unkontrollierbar

Gene Drives sind die bislang gefährlichste Anwendung der neuen gentechnischen Verfahren, denn mit ihnen lassen sich die Gesetze der biologischen Vererbung umgehen. Die genetische Kettenreaktion, die sich der Genschere CRISPR/Cas bedient, wurde entwickelt, um natürliche Populationen gentechnisch zu verändern. Die Anwendung soll ganz bewusst nicht auf das Labor oder den Acker beschränkt stattfinden, sondern natürlich vorkommende Arten verändern oder sogar ausrotten. Gene Drives sind invasiv und unwiderruflich – ihre Wirksamkeit jedoch zweifelhaft und nicht überprüft. Die Risiken der Technologie für Mensch und Umwelt sind heute noch weitgehend unerforscht. Angesichts ihrer Aggressivität und des enormen Wirkungsradius könnten die Folgen einer Freisetzung für die Biodiversität verheerend sein.

Vielversprechendes Geschäft für Agrarmultis – Gefahr für die Menschheit

Die Agrarmultis erhoffen sich von dieser Technologie ein neues Geschäftsfeld. Risiken werden deshalb verharmlost und eine strenge Risikoprüfung abgelehnt. Sogar die Forschungsanstalt Agroscope scheint sich diesem Trend anzuschliessen, wie eine vor kurzem publizierte Medienmitteilung zeigt, die mögliche Risiken negiert. Weltweit schwindet die Biodiversität seit Jahren ungebremst. Grund dafür ist auch die weit verbreitete, industrielle Nahrungsmittelproduktion, welche Ökosysteme ausbeutet und Lebensräume zerstört. Die Folgen dieser Plünderungswirtschaft gefährden die Menschheit und begünstigen die Ausbreitung schwerer Pandemien, wie es das Coronavirus gerade der ganzen Weltgemeinschaft vor Auge führt. Die Schweiz sollte keine Technologie fördern, die von diesem überholten Landwirtschaftsmodell unterstützt wird.