Tage der Agrarökologie
Ausstellung: Vielfalt statt Gentechnik
Im Rahmen der «Tage für Agrarökologie» kreieren wir einen offenen Raum, in dem wir zum Dialog über Vielfalt und Gentechnik einladen.
Für eine Welt ohne Gentechnik
IBAN: CH07 0900 0000 8000 0150 6
Schweizer Allianz Gentechfrei, 8032 Zürich
Die SAG beobachtet die Entwicklungen in der Nanotechnologie bei Lebensmitteln, Gebrauchsartikeln und in der Landwirtschaft seit Längerem kritisch. Ausführliche Informationen dazu auf der Unterseite Nanotechnologie.
Bild: www.ucsusa.org
Während klassische Heil- und Medizinalpflanzen natürliche Inhaltsstoffe für den medizinischen Gebrauch produzieren, bilden so genannte Pharmacrops auf Grund eines gentechnischen Eingriffs neuartige, bis dahin für die Pflanze artfremde Wirkstoffe. Pharmacrops sollten unter strengst kontrollierten Bedingungen im Freiland oder – vorteilhaft - im Gewächshaus angebaut werden, denn die Pflanzen und ihre Produkte dürfen keineswegs in die Lebensmittelkette gelangen.
Pharmacrops (Pharmapflanzen; PMP – Plant Made Pharmaceuticals) sind transgene Pflanzen, die als biologisches Produktionssystem für die Produktion hochwertiger Arzneiwirkstoffe eingesetzt werden sollen. Es geht vor allem um die Produktion so genannter menschlicher, körpereigener Proteine, wie monoklonale Antikörper, Blutproteine, Hormone (z.B. Insulin, Wachstumshormone, Interferone, Interleukine) oder therapeutische Enzyme und Impfstoffe.
Pharmacrops sollen andere gentechnische Verfahren zur Pharmaka-Gewinnung ergänzen. Bisher wurde die Gentechnik hauptsächlich bei der Gewinnung von Pharmaka in geschlossenen Produktionsanlagen (Fermentern) mittels genmanipulierter Bakterien, Hefen oder Zellen eingesetzt, wobei aus solchen Verfahren schon weit über hundert so genannte rekombinante Pharmaka auf dem Markt sind (siehe Pharma). Es werden auch lebende, transgene Tiere als Bioreaktoren zur Pharmaka-Gewinnung verwendet (als Pharming bezeichnet), wobei die Wirkstoffe aus deren Milch, Blut oder Harn gewonnen werden (siehe Tiere in der Medizin).
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA bewilligt erstmals ein Arzneimittel aus transgenen Pflanzen. Aus gentechnisch veränderten Karottenzellen wurde der Wirkstoff Glukocerebrosidase gegen die vererbbare Stoffwechselkrankheit Morbus Gaucher hergestellt.
In der Schweiz werden keine Pharmacrops freigesetzt oder angebaut. Während es in Europa nur vereinzelt Freisetzungsversuche mit Pharmacrops gibt, wurden in den USA seit 1991 einige hundert Versuche mit dem Anbau von Pharmacrops bewilligt. Die Union of Concerned Scientists bieten dazu einen Kartendienst und eine Datenbank an.
Die ersten in transgenen Pflanzen produzierten pharmazeutischen Wirkstoffe befinden sich bereits in Phasen klinischer Prüfungen. Bislang gibt es aber weltweit noch keine Zulassung für den kommerziellen Anbau von Pharmacrops.
Pharmacrops bringen neue Sicherheitsprobleme mit sich. Sollten sie im Freiland angebaut werden, muss absolut gewährleistet werden, dass die Pflanzen, Pflanzenteile oder ihr Pollen nicht in die Lebensmittelkette gelangen, da mit Hilfe von Pharmapflanzen gezielt Stoffe produziert werden, die eine pharmakologische Wirkung auf Menschen und Tiere haben. Pharmacrops müssen folglich strikt von Lebens- und Futtermittelpflanzen getrennt werden (siehe Koexistenz). Neben solchen physikalischen Massnahmen wird auch ein so genanntes biologisches Containment vorgesehen (Verhinderung von Pollenproduktion etc.). Schliesslich sollen als Pharmapflanzen Non-Food-Pflanzen wie beispielsweise Tabak eingesetzt werden. Allerdings werden heute noch häufig Mais, Raps, Reis oder Kartoffeln als Ausgangspflanzen für Pharmacrops verwendet.
Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms wurde ein Projekt unter dem Titel „Gibt es eine gesellschaftlich akzeptable gentechnisch veränderte Pflanze?“ durchgeführt. Es wurde eine Pharmacrop entwickelt, deren gentechnisch verändertes Erbgut sich weder via Pollen verbreiten noch in die Nahrungsmittelkette gelangen kann. In einem bestimmten Organ (Chloroplasten) der Tabakpflanze sollen Proteine mit potenziell hohem medizinischem Nutzen für eine Impfstoffentwicklung gegen Hepatitis C hergestellt werden. Die Forscher meinen „(...) dass GM Pflanzen, welche nicht in die Nahrungskette gelangen und pharmazeutische Stoffe produzieren auf eine höhere Akzeptanz in der Schweizer Bevölkerung stossen würden“.
Im Jahr 2002 registrierten Inspektoren des US Animal and Plant Health Inspection Service (APHIS) zwei Schadensfälle durch Pharmapflanzen. In beiden Fällen wurde in konventionellen Sojafeldern Reste von transgenem Mais mit einem Gen für ein Schweinevakzin entdeckt, die aus Freisetzungsversuchen der Firma ProdiGene stammten. Insgesamt mussten rund 13’500 Tonnen Sojabohnen vernichtet werden. ProdiGene übernahm die Kosten von etwa 2 Millionen US-Dollar für den Ankauf und die Vernichtung der kontaminierten Sojabohnen. Zudem erhielt das Unternehmen eine Strafe von 250’000 Dollar.
Im Bereich Trockenheits-Toleranz hat die Gentechnik bisher keine Ergebnisse gebracht. Bild: Fotolia
In den vergangenen Monaten wurde vor allem über die Nutzung von neuen gentechnischen Verfahren diskutiert, mit der sich Abschnitte oder einzelne Bausteine aus dem Erbgut herausschneiden oder austauschen lassen. Die Studie „Keine Revolution auf dem Acker“ von Christoph Potthof (Gen-ethisches Netzwerk) befasst sich aber nicht mit diesen, sondern mit Pflanzen, die mittels klassischer Gentechnik verändert worden sind. Lange Zeit beschränkte sich die Agro-Gentechnik auf nur wenige Arten und Eigenschaften, sodass sie sich mit dem Motto „vier Pflanzen, vier Länder, zwei Eigenschaften“ passend beschreiben liess. Die Untersuchung geht der Frage nach, ob sich die Lage mehr als 20 Jahre nach dem ersten kommerziellen Anbau gentechnisch modifizierter Pflanzen wesentlich verändert hat.
Bild: www.umweltinstitut.org
Pharmacrops (Pharmapflanzen) sind transgene Pflanzen, die als biologisches Produktionssystem für die Gewinnung hochwertiger Arzneiwirkstoffe eingesetzt werden sollen. Die italienischen Firma Transactiva wollte in Spanien Gentechnik-Pflanzen freisetzen, die mit einem menschlichen Gen ausgestattet sind und ein Enzym zur Behandlung der Gaucher-Krankheit produzieren. Der zuständige Ausschuss in der Region Valencia (Comité Valenciano de Organismos Modificados Genéticamente) hat die Genehmigung für den Freisetzungsversuch verweigert. Heute wird breit die Meinung vertreten, dass Pharmacrops im geschlossenen Gewächshaus angebaut werden sollten, denn die Pflanzen und ihre Produkte dürfen keineswegs in die Lebensmittelkette gelangen.
externer Link: Informationsdienst Gentechnik
externer Link: Friends of the Earth
externer Link: Umweltinstitut München: Pharma-Pflanzen. Pillen vom Acker
PDF: Union of Concerned Scientists: Position Paper: Pharmaceutical and Industrial Crops