reisk

LL601 ist ein gentechnisch veränderter, herbizidresistenter Reis des deutschen Konzerns Bayer CropScience. Seine Entwicklung fand in den USA statt und wurde eingestellt, nachdem er zwischen 1998 und 2001 auf Feldern der Louisana State Universität getestet worden war. Da er nirgendwo eine Zulassung hat, dürfte er in keinem Land der Welt in der Nahrungsmittelkette auftauchen. Doch im August und September ist genau das passiert: LL601 ist in Basissaatgut und Reiscontainern in den USA, in Schiffsladungen in Rotterdam, in Reissilos der Migros in Basel und in Reisprodukten von Aldi in Deutschland entdeckt worden.

Lebensmittelkonzerne wie zum Beispiel Migros und Coop nahmen gewisse Reisprodukte vorsorglich aus den Regalen. Trotzdem ist nicht auszuschliessen, dass LL601 auch zu den KonsumentInnen gelangte. Denn der Reis könnte schon länger unentdeckt in der Nahrungsmittelkette sein. Ob von den Verunreinigungen eine Gesundheitsgefahr für die KonsumentInnen ausgeht? Die zuständigen Behörden in der Schweiz, Deutschland und der EU verneinen. Auch wenn der Verzehr von LL601 nicht schädlich sein sollte, aus Sicht der öffentlichen Gesundheit ist der Fall dennoch bedenklich. Denn er weist darauf hin, dass die Sicherheitsvorkehrungen, die ein Entweichen unbewilligter Gentech-Pflanzen verhindern sollten, entweder unzureichend sind oder nicht eingehalten werden.

Einige Reaktionen zur LL601-Kontamination:
Die EU-Kommission verhängte eine obligatorische Kontrollen für Reisimporte aus den USA. Langkorn-Reis aus den USA durfte nur noch dann in die EU eingeführt werden, wenn er nachweislich frei von Spuren der nicht zugelassenen gv-Reislinie LL601 ist.

Deutschland (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)) koordinierte das Überwachungsprogramm für LL601-Gentech-Reis in der EU.

Die Bundesregierung gab bekannt, dass in Deutschland bereits in 45 Lebensmittelproben Spuren von gentechnisch verändertem Reis nachgewiesen werden, der aus Importen aus den USA und China stammt. Die Hersteller hätten bislang 10’000 Tonnen Reis und Reisprodukte freiwillig zurück gerufen. Die entstandenen Kosten würden mit 10 Millionen Euro beziffert.

Friends of the Earth haben eine Anfechtungsklage gegen die Food Standards Agency erhoben. Sie wollen, dass ein Gericht die Aktivitäten der Food Standards Agency überprüft und ob die Tätigkeiten der Agentur mit dem EU-Recht übereinstimmen (das Vorkommen des unbewilligten LL601-Reis in Lebensmitteln ist in der EU illegal).

Das Public Health Department von Malta warnte vor dem Konsum von «Blue Ribbon Golden Parboiled Long Grain Enriched Rice» und «Uncle Ben’s Enriched Parboiled Long Grain Rice». Das Public Health Department rief auf einen Batch (No. 625LKGRV045) nicht zu konsumieren und zu retournieren.

Die griechische Hellenic Food Authority (EFET) wurde von Greenpeace unter Druck gesetzt, weil der kontaminierte Reis nicht sofort aus den Geschäften zurückgezogen wurde. Die EFET beteuerte, dass Firmen eine Anklage drohe und mit grossen Bussen rechnen müssten.

Indiens Top Reisexporteure und Reisbauern warnen die Regierung vor weiteren Freisetzungsversuchen mit Gentech-Reis. Dies könnte die Existenz von Millionen Bauern, welche gentechnikfreien Reis produzieren, untergraben. Der indische Supreme Court hat neue Tests suspendiert.

Thailand ist einer der weltweit grössten Reisexportländer. In den letzten Monaten sind die Bestellungen von gentechfreiem Reis markant gestiegen, vor allem aus Europa – eine direkte Folge der Gentech-Kontaminationen in US-Langkornreis.

Die US Rice Federation hat ein Seed Committee einberufen, um ab 2007 Kontaminationen mit LibertyLink-Reis zu eliminieren.

Das U.S. Department of Agriculture und die U.S. Food and Drug Administration kündigten bereits im August 2006 an, dass das APHIS (Animal and Plant Health Inspection Service) eine Untersuchung zum LL601 durchführen werde und überprüfen werde, ob eine Verletzung der USDA-Regulierung vorliege. Nun hat das USDA den LL601-Reis zugelassen. Das Department of Agriculture erklärt den LL601-Reis als sicher für den Konsum.