Pour la première fois, des chercheurs chinois ont réussi à créer du sperme à partir de cellules souches de souris, lequel a ensuite été utilisé pour engendrer des souris en bonne santé. En Chine, les considérations morales et prescriptions légales autour de la recherche sur les embryons sont bien moins strictes que dans beaucoup d’autres pays. Ceci est même une stratégie nationale. Les dirigeants chinois espèrent que de telles découvertes leur permettront de jouer un rôle de pointe dans le domaine de la recherche médicale. (Aargauer Zeitung, 2.3.16)

 


Quelle: Aargauer Zeitung 2. März 2016
http://www.aargauerzeitung.ch/leben/leben/gehts-noch-jetzt-wollen-die-chinesen-den-mann-durch-maeusespermien-ersetzen-130101681

Gehts noch? Jetzt wollen die Chinesen den Mann durch Mäusespermien ersetzen

Die Chinesen wollen sich als Weltmacht in der Gentechnologie etablieren. Das könnte ihnen gelingen. Denn moralische Bedenken gibt es nur wenige. Ihr neuester Streich: Spermien aus Stammzellen züchten.

Vor knapp einem Jahr haben chinesische Forscher die Welt schon einmal geschockt. Ein Team um den Molekularbiologen Junjiu Huang von der Guangzhouer Sun-Yat-sen-Universität wagte es, erstmals in das Erbgut frisch befruchteter menschlicher Embryos einzugreifen. Die Wissenschafter verwendeten zwar absichtlich fehlgebildete Embryos und versicherten, sie hätten gar nicht vorgehabt, sie wirklich in einen menschlichen Körper einzupflanzen. Doch der Tabubruch war vollzogen. Nun könnte es möglich sein, dass sie dem noch einen drauf setzen.

Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua verkündete vergangene Woche stolz, dass es chinesischen Forschern erstmals gelungen sei aus embyronalen Stammzellen einer Maus Spermien zu züchten, mit denen dann anschliessend gesunde Mäuse gezeugt wurden. Gen-Experimente an Mäusen sind an und für sich in der Wissenschaftswelt nicht umstritten. Und auch an menschlichen embryonalen Stammzellen wird weltweit geforscht. Theoretisch lässt sich mit diesen Alleskönnerzellen jedes menschliche Gewebe bilden. Was dem chinesischen Forscherteam jedoch offenbar gelungen ist: Sie konnten das hochkomplexe Halbieren des Chromosomensatzes nachahmen, die sogenannte Meiose oder auch Reifeteilung.

Kinder ohne Männer

Einen Schritt weiter gedacht, könnten die Forscher künftig auch eine Zellkultur eines Weibchens herstellen, aus der sich dann Spermien züchten liessen, mit denen wiederum die weiblichen Eizellen befruchtet werden. Das wäre ein weiterer Tabubruch: Sollte es ihnen gelingen, dieselbe Prozedur auch an menschlichen Stammzellen auszutesten, würde zu Ende gedacht der Mann zur Reproduktion nicht mehr benötigt werden.

Offiziell bestreiten die Forscher mit den Experimenten so weit gehen zu wollen. Ihr Ziel sei es lediglich, Männern helfen zu wollen, in deren Hoden keine gesunden Spermien reifen. Trotzdem wird auch in den chinesischen Medien hervorgehoben, dass Frauen mithilfe dieser Technik grundsätzlich auch eigene Spermien herstellen können. Die Forschung stecke freilich noch in den Kinderschuhen, heisst es.

Es ist keineswegs verwunderlich, dass das Misstrauen gegenüber chinesischen Wissenschaftern besonders gross ist. Unter Genforschern weltweit hat sich längst herum gesprochen, dass in China vergleichsweise ungezügelt in diesem Bereich geforscht werden kann. Ethische Bedenken gibt es staatlicherseits wenige, dementsprechend auch wenig Bestimmungen.

Das ist sogar staatliche Strategie. Die chinesische Führung verspricht sich von dieser laxen Handhabung regelrecht einen Vorsprung in der Genforschung. Zwar sind auch in der Volksrepublik offiziell Experimente zum Klonen von Menschen verboten, aber eine Kontrolle gibt es de facto nicht. Bereits 2002 berichtete das Fachmagazin «The Scientist», dass mehrere Dutzend Embryonen mithilfe von menschlichen Stammzellen geklont wurden. Seitdem haben die chinesischen Forschungsinstitute mit hohen Gehältern und einer nahezu unbegrenzten Forschungsfreiheit gut ausgebildete Wissenschafter vor allem aus anderen Schwellenländern ins Land gelockt.

China liegt noch hinter den USA zurück

Derzeit hinkt zwar Chinas Genforschung im Gegensatz zu der in den USA zurück. Doch je näher die Experimente an menschliche Stammzellen rücken, desto grösser sind in den christlich geprägten Ländern die ethischen Bedenken. Die finden sich in der Volksrepublik nicht. Im atheistisch-materialistischen Weltbild der Kommunistischen Partei sind menschliche Embryonen lediglich Zellen, deren Schutz dem wissenschaftlichen Fortschritt hinten anstehen sollen. Erlaubt ist, was nützt, lautet die Devise.

Und der Ehrgeiz der chinesischen Führung ist enorm. Im Fünfjahresplan, der bis 2015 galt, stellte die Führung für medizinische Forschung Ausgaben in Höhe von mehr als 300 Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Im nächsten Fünfjahresplan soll sich die Summe noch mal verdoppeln. Zugleich weiss Peking, dass China in der traditionellen Pharmazeutik mit der Forschung in Europa und den USA nicht mithalten kann. Umso mehr setzt sie darauf, quasi eine Entwicklungsstufe zu überspringen und in der Biotechnik loszulegen.

Fortschritt ausser Kontrolle

Genmanipulierter Nahrung steht eine Mehrheit der chinesischen Bevölkerung skeptisch gegenüber. Einer Umfrage der staatstreuen Volkszeitung zufolge gaben 91 Prozent der Befragten an, dass sie keine gentechnisch veränderten Lebensmittel essen möchten. In der medizinischen Forschung sind die Bedenken aber kaum vorhanden. «Geht es um die Heilung von Krankheiten sind den meisten Chinesen alle Mittel recht», sagt Thao Shimin, Biologe an der Fudan-Universität in Shanghai.

Dabei bekommt China die negativen Folgen längst zu spüren, wenn die Nutzung des medizinischen Fortschritts ausser Kontrolle gerät. Der in China angesehene Bio-Wissenschafter Wang Haifen, verweist auf die Ultraschalluntersuchungen, die in der Volksrepublik schon seit geraumer Zeit sehr weit verbreitet sind. Weil junge Paare in China wegen der restriktiven Einkind-Politik bis zum vergangenen Jahr nur ein Kind zur Welt bringen durften sich die meisten einen Jungen wünschten, liessen viele Mütter ihr Kind abtreiben, sobald sie erfuhren, dass es ein Mädchen werden würde. Die Folge: Auf 100 neugeborene Mädchen kommen 117 Jungen.

Die Ein-Kind-Politik wurde im vergangenen Jahr aufgehoben. Wang befürchtet dennoch, dass viele chinesische Eltern weiter auf diese Praxis setzen werden und nicht nur das Geschlecht, sondern auch nach Intelligenz und Aussehen selektieren werden, sobald der medizinische Fortschritt das zulässt. Schon jetzt finden sich in China skrupellose Ärzte, die Stammzellentherapien anbieten und wahre Wunderheilungen versprechen. «Wenn in China der Geist erst mal aus der Flasche ist, ist es praktisch unmöglich die Anwendung dieser Techniken zu kontrollieren», befürchtet Wang.