DNA orbit animated

Auf die Entschlüsselung der 3 Milliarden Basenpaare des Humangenoms soll die Synthese eines künstlichen Humangenoms folgen. Bild: de.wikipedia.org.

Im Mai 2016 trafen sich an der Harvard Medical School in Boston gegen 150 Wissenschaftler, Anwälte und Unternehmer. Hinter geschlossenen Türen wurde diskutiert, ob es wünschbar und machbar sei, ein menschliches Genom von Grund auf künstlich zu synthetisieren und damit die Voraussetzungen für einen Menschen aus dem Labor zu schaffen. Vorangegangen war das 1990 lancierte Humangenomprojekt, welches das Ziel hatte, das Genom des Menschen vollständig zu entschlüsseln, das heisst die Abfolge der etwa 3 Milliarden Basenpaare der menschlichen DNA auf ihren einzelnen Chromosomen zu identifizieren. Im Jahr 2001 wurde die vollständige Sequenzierung des menschlichen Genoms verkündet und das Jahr 2003 gilt als der Zeitpunkt der endgültigen Fertigstellung der Entschlüsselung des Humangenoms (heute bezeichnet als Human-Genome-Project Read (HGP-Read)).

Während im HGP-Read (das „Lesen“ des Humangenoms) alle Basenpaare der menschlichen DNA entschlüsselt wurden, sollen nun im HGP-Write (das „Schreiben“ des Humangenoms) alle Basenpaare der menschlichen DNA künstlich aus Chemikalien synthetisiert werden.

Am 2. Juni 2016 wurde das Human-Genome-Project Write (HGP-Write) in der wissenschaftlichen Zeitschrift Science angekündigt. Es wird festgehalten, dass die Synthese des menschlichen Genoms zunehmend machbar wird, aber den Einbezug der Öffentlichkeit dringend macht, wobei ethische, rechtliche und soziale Betrachtungen einbezogen werden müssen.

Von einem synthetischen Humangenom verspricht man sich ungeahnte Eigenschaften, wie ultasichere Zellen, die gegen Viren resistent sind, eine verbesserte Resistenz gegen Krebs oder anderen nützlichen Merkmalen, so die Entfernung von schädlichen Genen wie die Prion-Gene, und zudem eine verbesserte Stabilität des Genoms oder Verbesserungen in der Stammzelltheapie.

Das Ziel sei es, das Human-Genome-Project Write noch im Jahre 2016 zu lancieren. Die totalen Projektkosten werden etwas geringer als jene bei der Entschlüsselung des Humangenoms (Human-Genome-Project Read) geschätzt, die damals etwa 3 Milliarden Dollar betrugen.