25.06.2014 | Schadensfälle

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Eine Langzeitstudie stellte bei Fütterung mit gentechnisch verändertem Mais eine vermehrte Ausbildung von Tumoren bei Ratten fest. Bild CRII-GEN

Im November 2013 gab das Fachmagazin Food and Chemical Toxicology bekannt, dass die Publikation einer Studie der französischen Forschergruppe von Gilles-Eric Séralini zurückgezogen werde. 14 Monate zuvor hatte das Magazin diese Studie für gut befunden und publiziert. Gleich nach der Publikation hatte die Studie aber für heftige Kontroversen gesorgt. Denn die zentrale Aussage der Studie war besorgniserregend. Roundup, das meist verbreitete Herbizid, verursachte bei einer Langzeitstudie über zwei Jahre bei Ratten schwerwiegende Leber- und Nierenschäden und führte zur Ausbildung von Tumoren. Die gleichen Auswirkungen, wenn auch etwas schwächer ausgeprägt, wurden bei der Verfütterung von herbizidtolerantem Mais festgestellt. Nun hat die Zeitschrift "Environmental Sciences Europe" die erneute Veröffentlichung der Studie bekanntgegeben. Environmental Sciences Europe will mit der Wiederveröffentlichung der Studie einen Beitrag zur Debatte um wissenschaftliche Methoden leisten. Die Herausgeber von Food and Chemical Toxicology hatten den Rückzug der Publikation damit begründet, dass die Studie „nicht schlüssig“ sei. Hinweise auf Fehler oder falsche Darstellung der Daten konnten aber keine ins Feld geführt werden. Viele unabhängige Forscher hatten gegen den Rückzug protestiert. Das European Network of Scientists for Social and Environmental Responsibility (ENSSER) kritisierte, der Rückzug verletze nicht nur die Rückzugskriterien des Fachmagazins sondern auch jegliche Standards guter Wissenschaft. Der Entscheid gefährde die Glaubwürdigkeit ebenso wie die Unabhängigkeit der Wissenschaft, schrieb ENSSER.

Die Studie war vom Institut CRII-GEN (Comité de recherche et d' information indépendantes sur le génie génétique) um Gilles-Eric Séralini, Professor für Molekularbiologie der Universität Caen durchgeführt worden. Die umstrittene Studie basierte auf einer Kurzzeit-Studie von Monsanto, dem Hersteller von Roundup und gentechnisch verändertem Mais. Séralini und sein Team wiederholten die Monsanto-Studie. Doch sie erhoben dabei mehr Daten und liessen die Versuchstiere länger leben. Nämlich 2 Jahre. Die Studie von Monsanto dauerte hingegen nur 90 Tage.

 

Bei der erneuten Veröffentlichung werden auch die Rohdaten der Studie für die gesamte wissenschaftliche Gemeinschaft online verfügbar gemacht. Dies ist ungewöhnlich. Damit will man der Kritik der Agrarindustrie und industrienahen Experten begegnen. Bei Studien der Industrie sind solche Daten in der Regel nicht öffentlich. Begründet wird dies meist mit dem Schutz des "geistigen Eigentums".

Die Autoren hoffen, dass die Wiederveröffentlichung Einfluss auf die Risikobeurteilung durch die Gesundheitsbehörden hat. Die Studie fordert eine Neubeurteilung der Sicherheit von Herbiziden und gentechnisch veränderten Pflanzen. Dazu brauche es auch dringend mehr öffentliche Forschung und weitere Langzeitstudien zu den Risiken.