180831maniokNigeria erntet mit 57 Mio Tonnen weltweit am meisten Maniok. Bild: Fotolia

In der Schweiz sind die Regulierungsstandards bei der Forschung mit gentechnisch veränderten Organismen hoch. Nicht so in Nigeria. Dort führt die ETH aktuell einen Freisetzungsversuch mit gentechnisch verändertem Maniok durch. Bei der lokalen Bevölkerung stösst dies auf Widerstand. Kaum Informationen zu Umwelt- und Gesundheitssicherheit, keine Biosicherheitsforschung, die das Experiment begleitet: In der Schweiz oder in der EU wäre der Freisetzungsversuch der ETH und des International Institute of Tropical Agriculture Agriculture IITA mit gentechnisch verändertem Maniok wohl nie bewilligt worden.

Anders in Nigeria. Für ihren Freisetzungsversuch macht sich die Schweizer Hochschule nicht nur die geeigneten klimatischen Bedingungen in Afrika zu Nutze, sondern auch die tieferen Anforderungen an Sicherheitsstandards. Bedenken der lokalen Bevölkerung werden weitgehend übergangen, Nachfragen von Schweizer NGOs nur ungenügend beantwortet.

Seit Jahren forscht die ETH an der gentechnischen Veränderung von Maniok, einem wichtigen Grundnahrungsmittel in vielen Entwicklungsländern. Vom Freisetzungsversuch erhoffen sich die Wissenschaftler wichtige Erkenntnisse. Doch die Standards zur Bewilligung des Versuchs in Nigeria liegen weit unter denjenigen der Schweiz oder der EU. Der Versuch verwende zudem die RNAi-Technologie, mit der erst wenig gearbeitet wurde. „Die ETH sollte sich unbedingt um eine seriöse unabhängige Risikoforschung kümmern. Stattdessen macht sie in ihrem Antrag kaum Angaben zur Risikoforschung. Ein solches Vorgehen wäre in der Schweiz undenkbar“, sagt auch Judith Reusser von SWISSAID.

Auch die in Nigeria durchgeführte öffentliche Konsultation riecht nach Farce: Nur zwei Tage, nachdem die Biosicherheitsbehörde Nigerias zu den Einsprüchen von 88 lokalen NGOs Stellung nahm und eine kritische Überarbeitung des Antrags versprach, wurde der Versuch bereits bewilligt.

„Leider kann die Zivilgesellschaft in vielen Entwicklungsländern kaum mitreden. Die ETH sollte hier Verantwortung übernehmen“, meint Tina Goethe von Brot für alle. Gemeinsam mit SWISSAID und der SAG hat sie vor fast einem Jahr den Kontakt zur ETH gesucht und um Informationen gebeten. Die Antworten bleiben bis heute lückenhaft.