1.7.2014 | Nanotechnologie

 140701SCENIHR Nanosilber

Auf der Haut vermehren sich Bakterien in Anwesenheit von Schweiss schnell und verursachen unangenehme Gerüche. Mit Nanosilber kann eine antimikrobielle Wirkung erzielt werden, so dass Bakterien und Pilze in ihrer Vermehrung in den Textilien gehemmt werden. Bild: http://de.wikipedia.org.

Der wissenschaftliche Ausschuss der Europäischen Kommission zu neu auftretenden und neu identifizierten Gesundheitsrisiken SCENIHR (Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks) hat eine ausführliche Bewertung von Nanosilber publiziert. Nanosilber wird insbesondere als keimtötende Substanz verwendet und wird heute bereits in zahlreiche Anwendungsbereichen kommerziell eingesetzt. Die Nanopartikel kommen vor allem in Lebensmittelverpackungen und Küchenutensilien, Textilien (wie Sportbekleidung, Socken, Unterwäsche), Haushaltsgeräten (wie Waschmaschinen, Computertastaturen oder Luftfiltern), Wandanstrichen (Lacke, Farben), Ausstattungen in öffentlich genutzten Bereichen (wie Rolltreppen, Einkaufswagen), Kosmetika und im medizinischen Bereich (wie in Pflastern oder Wundbehandlungen) zum Einsatz. Durch diese zunehmende Nutzung sind Mensch und Umwelt einer neuen Silberbelastung direkt und langfristig ausgesetzt. Gemäss SCENIHR sind aber noch zu wenige Informationen über die möglichen Gefährdungen durch Nanosilber verfügbar.

Die Experten können beim heutigen Stand des Wissens negative Effekte für Gesundheit und Umwelt durch die Verwendung von Silber-Nanopartikel nicht ausschliessen. Auch sei noch keine klare Aussage möglich, ob durch die bioziden Eigenschaften von Nanosilber Mikroorganismen eine Resistenz gegen Silber entwickeln könnten.

 

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kam in einer Studie zu Nanosilber unter anderem zum Schluss: „Der weitgehend unreglementierte und massenhafte Einsatz von Nanosilber ohne hinreichende Risikobewertungen ist auch im Hinblick auf gesundheitliche Auswirkungen nicht verantwortbar. Nanosilber verhält sich im Körper des Menschen völlig anders als grobpartikuläres Silber. Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen, wie zum Beispiel Lungen- und Leberschäden, mit der Aufnahme von Nanosilber verbunden sein können. Es zeigt in Zellkulturen mit Lungen-, Leber- und Nervenzellen toxische Wirkungen. Insbesondere kann der wenig sinnvolle Einsatz von Nanosilber in verbrauchernahen Produkten zu Resistenzen führen, welche die sinnvollen Einsatzmöglichkeiten im medizinischen Bereich langfristig beeinträchtigen können. Obwohl die gesundheitlichen und ökologischen Wirkungen weitgehend ungeklärt sind, drängen die Hersteller massenhaft auf den Markt. Das ist möglich, weil es für den Einsatz von Nanosilber in der Mehrzahl der Anwendungsbereiche keine für die Nanoform spezifischen rechtlichen Regelungen gibt.“ Auf der Webseite InfoNano der schweizerischen Bundesverwaltung ist zu lesen: „Ob Nanosilber ein Risiko für Mensch und Umwelt darstellt, ist Gegenstand von derzeit laufenden Untersuchungen.“ Der BUND schreibt insofern zu Recht: „Solange keine ausreichenden Daten zu gesundheitlichen und ökologischen Risiken vorliegen, muss ein Vermarktungsstopp für verbrauchernahe Anwendungen gelten.“