25.11.2014 | Freisetzungen

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Der Befall mit Kraut- und Knollenfäule ist eines der Hauptprobleme im Kartoffelanbau.


Um Feldversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen durchzuführen hat die landwirtschaftliche Forschungsanstalt Agroscope überwachte und gesicherte Versuchsfelder, die sogenannte „Protected Site“, geschaffen. Dort sollen ab dem kommenden Frühjahr neben dem Weizen der Universität Zürich auch cisgene Kartoffeln wachsen, die resistent gegen die Kraut- und Knollenfäule sein sollen. Das Gesuch wurde heute im Bundesblatt publiziert. Die mit Cisgenese entwickelten Kartoffeln stammen aus einem Forschungsprogramm der niederländischen Unversität Wageningen. Dort fanden auch bereits Tests im Freiland statt. Die Cisgenese ist genauso risikoreich wie die üblicherweise angewandte Transgenese. Eine cisgene Pflanze wird mit den gleichen Transformationstechnologien, wie in der Gentechnik üblich, hergestellt. Bevor die Gene aus derselben Art oder kreuzbaren Partnern wieder in das pflanzliche Genom reintegriert werden, werden bestimmte Teile „im Reagenzglas“ (in vitro) kombiniert. So koppelt man beispielsweise eine Gensequenz für ein erwünschtes Protein an ein regulatorisches Element. Das heisst, auch bei cisgenen Pflanzen wird in vitro ein Genkonstrukt hergestellt und dieses Konstrukt ins Empfängergenom integriert. Damit bleiben wesentliche Risikofaktoren erhalten. Das in vitro mittels DNA-Sequenzen zubereitete Genkonstrukt wird an einer zufälligen Stelle eingebaut.

Im Empfängergenom besteht natürlicherweise keine Stelle, die für die Integration des Reagenzglaskonstrukts vorbestimmt ist. Im Gegensatz zur traditionellen Züchtung, bei der das gewünschte Gen in einem chromosomalen Kontext eingebaut wird. Die Folgen der Cisgenese sind daher so wenig einschätzbar wie bei der Transgenese.

Die SAG steht diesen Versuchen kritisch gegenüber. SAG Präsidentin und Biobäuerin Maya Graf kritisiert: „Das knappe Forschungsgeld in der Schweiz sollte nicht für Versuche eingesetzt werden, die für die Schweiz keine Lösung bieten können“. Die Schweiz kann sich nur mit Qualitätsprodukten profilieren. Und gemäss Qualitätscharta der Schweizer Landwirtschaft werden diese ausschliesslich ohne GVO hergestellt. Zudem lehnt der Grossteil der Schweizer Bevölkerung Gentechnik bei Nahrungsmitteln ab.

Die SAG setzt sich für eine Pflanzenzucht ein, die sich an natürlichen standortgerechten Züchtungsmethoden orientiert und im Feld im Austausch mit dem Oekosystem entsteht und nicht mit einer teuren, künstlichen Labor-Technologie. Die starke Verbreitung der Kraut- und Knollenfäule wurde nicht zuletzt durch die Intensivierung beim Kartoffelanbau begünstigt. Nachhaltiger wären daher Forschungsprojekte, die bei den Anbausystemen und der Selektion widerstandsfähiger Sorten ansetzen.

Bereits heute lassen sich mit bewährten und neuen Sorten qualitativ hochwertige Kartoffeln produzieren, die auch den Richtlinien des ökologischen Landbaus entsprechen. Gerade in den Niederlanden, einem der führenden Länder bei der Kartoffelzucht, sind bemerkenswerte Erfolge erzielt worden. Stattdessen konzentrieren sich die Freisetzungsversuche auf herkömmlichen Sorten. Ob sich die gentechnisch veränderten Kartoffeln für das Schweizer Klima eignen, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Agroscope rechnet damit, dass sich die Freisetzungsversuche über 5 Jahre hinziehen werden.

Das BAFU muss nun den Antrag auf Vollständigkeit prüfen. Danach wird das Freisetzungsgesuch im Bundblatt publiziert. Damit beginnt auch eine öffentliche Einsprache- und Stellungnahmefrist.

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